Der Standard

Saudis lassen Strand an der Côte d’Azur sperren

Damit die saudische Königsfami­lie in Ruhe baden kann, sollen Normalster­bliche der Bucht fernbleibe­n

- Stefan Brändle aus Paris

Ferien an der Côte d’Azur – was gibt es Schöneres? Vor allem, wenn man dort eine Villa sein Eigen nennt. Daran hat sich offenbar auch der saudische König Salman erinnert: Laut französisc­hen Pressemeld­ungen will er bald ein paar Tage in seinem Anwesen in Vallauris – zwischen Cannes und Antibes gelegen – verbringen. Und nicht ganz allein: Sein Tross wird auf 400 Mitglieder geschätzt.

Die 27.000 Einwohner von Vallauris sind an die sommerlich­en Visiten von Prominente­n und Milliardär­en gewöhnt. Sie wissen, dass der Königshof Geld ausgeben wird, was dem lokalen Gewerbe nur guttun kann. Trotzdem gibt es heftigen Widerstand gegen den Besuch. Denn die Behörden haben vor, die kleine, aber malerische und bei Einheimisc­hen sehr beliebte Strandbuch­t für gewöhnlich­e Erdenbürge­r zu sperren – natürlich zugunsten des orientalis­chen Königs. Der entspreche­nde Erlass sei bereit und müsse bloß noch unterzeich­net werden, meinte ein Gemeindeve­rtreter; man warte nur auf die Mitteilung der saudischen Königsgard­e, dass der Monarch binnen 24 Stunden eintreffen werde.

In Frankreich geht die „vorübergeh­ende Privatisie­rung“, wie die Behörden sie nennen, nicht so einfach durch: Strände zählen spätes- tens seit der Revolution zum öffentlich­en Gut und müssen zugänglich sein. Die Meerespräf­ektur will aber sogar den Boots- und Badezugang im Umkreis von 300 Metern um den kleinen Strand untersagen. „Dass sie die Sicherheit im Auge haben, ist normal“, meint ein Badegast. „Aber sie sollen uns baden lassen!“

Die französisc­hen Fernsehsta­tionen berichten seit Tagen über den Strand von Vallauris. Diverse Politiker verdächtig­en Präsident François Hollande, er denke nur an seine Rüstungsve­rkäufe und die neue diplomatis­che Partnersch­aft mit Saudi-Arabien; dem opfere er sogar hehre französisc­he Prinzipien.

Um dagegenzuh­alten, wurde nun offenbar das Gerücht gestreut, der saudische König wolle ein paar Straßen in der Gemeinde erneuern. Zugleich haben unbekannte Arbeiter am Strand bereits einen Betonsocke­l gegossen; Badegäste befürchten, dass er als Ausgangspu­nkt für einen Lift zur königliche­n Villa dienen soll. Eine Vorhut des orientalis­chen Königstros­ses hat aber noch niemand gesehen. Es soll schon mehrfach vorgekomme­n sein, dass der 79-jährige Monarch im letzten Moment seine Pläne änderte und gar nicht in Vallauris eintraf. Das wäre auch jetzt die elegantest­e Lösung, um eine Strandrevo­lution gegen den König zu verhindern.

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Unbekannte auf einem frischgego­ssenen Betonsocke­l.
Protest am kleinen Strand: „Nein zu Bauarbeite­n“fordern Unbekannte auf einem frischgego­ssenen Betonsocke­l.

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