Saudis lassen Strand an der Côte d’Azur sperren
Damit die saudische Königsfamilie in Ruhe baden kann, sollen Normalsterbliche der Bucht fernbleiben
Ferien an der Côte d’Azur – was gibt es Schöneres? Vor allem, wenn man dort eine Villa sein Eigen nennt. Daran hat sich offenbar auch der saudische König Salman erinnert: Laut französischen Pressemeldungen will er bald ein paar Tage in seinem Anwesen in Vallauris – zwischen Cannes und Antibes gelegen – verbringen. Und nicht ganz allein: Sein Tross wird auf 400 Mitglieder geschätzt.
Die 27.000 Einwohner von Vallauris sind an die sommerlichen Visiten von Prominenten und Milliardären gewöhnt. Sie wissen, dass der Königshof Geld ausgeben wird, was dem lokalen Gewerbe nur guttun kann. Trotzdem gibt es heftigen Widerstand gegen den Besuch. Denn die Behörden haben vor, die kleine, aber malerische und bei Einheimischen sehr beliebte Strandbucht für gewöhnliche Erdenbürger zu sperren – natürlich zugunsten des orientalischen Königs. Der entsprechende Erlass sei bereit und müsse bloß noch unterzeichnet werden, meinte ein Gemeindevertreter; man warte nur auf die Mitteilung der saudischen Königsgarde, dass der Monarch binnen 24 Stunden eintreffen werde.
In Frankreich geht die „vorübergehende Privatisierung“, wie die Behörden sie nennen, nicht so einfach durch: Strände zählen spätes- tens seit der Revolution zum öffentlichen Gut und müssen zugänglich sein. Die Meerespräfektur will aber sogar den Boots- und Badezugang im Umkreis von 300 Metern um den kleinen Strand untersagen. „Dass sie die Sicherheit im Auge haben, ist normal“, meint ein Badegast. „Aber sie sollen uns baden lassen!“
Die französischen Fernsehstationen berichten seit Tagen über den Strand von Vallauris. Diverse Politiker verdächtigen Präsident François Hollande, er denke nur an seine Rüstungsverkäufe und die neue diplomatische Partnerschaft mit Saudi-Arabien; dem opfere er sogar hehre französische Prinzipien.
Um dagegenzuhalten, wurde nun offenbar das Gerücht gestreut, der saudische König wolle ein paar Straßen in der Gemeinde erneuern. Zugleich haben unbekannte Arbeiter am Strand bereits einen Betonsockel gegossen; Badegäste befürchten, dass er als Ausgangspunkt für einen Lift zur königlichen Villa dienen soll. Eine Vorhut des orientalischen Königstrosses hat aber noch niemand gesehen. Es soll schon mehrfach vorgekommen sein, dass der 79-jährige Monarch im letzten Moment seine Pläne änderte und gar nicht in Vallauris eintraf. Das wäre auch jetzt die eleganteste Lösung, um eine Strandrevolution gegen den König zu verhindern.