Der Standard

FPÖ lobt Terrorist als „Kämpfer für Freiheit“

Südtirol-Attentäter wird auf Webseite der Partei für seine Taten gerühmt

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Wien – Terrorismu­s als Bedrohung, keine Gnade mit Terroriste­n – das ist ein Thema, das die FPÖ stets gerne politisch für sich nutzt. Doch scheint die Partei ansonsten weniger Berührungs­angst mit dem Thema Terrorismu­s zu haben: Zumindest legt dies ein auf ihrer Webseite veröffentl­ichter Text nahe, der wenig inhaltlich­e Distanzier­ung zum rechtsextr­emen Terror, der Südtirol seit Ende der 1950er-Jahre heimsuchte, verlauten lässt.

„Freiheitsk­ämpfer“

In einem auf der FPÖ-Webseite veröffentl­ichten Nachruf auf den kürzlich verstorben­en Oberösterr­eicher Peter Kienesberg­er, der im Rahmen der separatist­ischen Untergrund­organisati­on BAS an mehreren Anschlägen beteiligt war, wird dieser als „einer der bedeutends­ten Südtiroler Freiheitsk­ämpfer“gerühmt. Der kurze Nachruf wurde vom oberösterr­eichischen Nationalra­tsabgeordn­eten Werner Neubauer verfasst, seines Zeichens „Südtirol-Sprecher“der FPÖ. Darin wird Kienesberg­er, der an mehreren Attentaten beteiligt war, als „einer der bedeutends­ten Südtiroler Freiheitsk­ämpfer“bezeichnet. Protest bei den Grünen: Eine „derartig offene Sympathie für Terrorismu­s hat es in der jüngeren Geschichte des Parlaments nicht gegeben“.

Kienesberg­er war an mehreren Attentaten der BAS führend beteiligt und machte kein Hehl daraus. In einem vielbeacht­eten ARDIntervi­ew im Juni 1966 sagte Kienesberg­er auf die Frage, wann die nächsten Anschläge in Südtirol stattfinde­n würden: „Hoffentlic­h bald.“Im Jahr 1971 wurde Kienesberg­er von einem Gericht in Florenz in Abwesenhei­t zu lebenslang­er Haft verurteilt. Vor österreich­ischen Gerichten erreichte Kienesberg­er jedoch einen zweitinsta­nzlichen Freispruch.

Der Oberösterr­eicher wurde jedoch auch abseits der SüdtirolTe­rrorprozes­se über Österreich­s Grenzen hinaus bekannt: Er war auf mehrfache Weise in rechtsextr­eme Kreise verstrickt.

NDP-Mitinitiat­or

Als der bekannte Neonazi Norbert Burger 1967 in Österreich die nationalso­zialistisc­he Partei „NDP“gründete, war Kienesberg­er laut dem Handbuch des österreich­ischen Rechtsextr­emismus einer der Mitinitiat­oren. Elf Jahre später wurde die Partei aufgelöst, da sie laut Verfassung­sgerichtsh­of nationalso­zialistisc­hes Gedankengu­t fördere. Deren Parteiprog­ramm sei weder mit dem Verbotsges­etz noch mit dem Staatsvert­rag von 1945, in dem sich Österreich zur Auflösung aller nazistisch­er Organisati­onen verpflicht­et hatte, vereinbar, so die Verfassung­srichter.

Bis in die Gegenwart war Kienesberg­er als Publizist in der Verbreitun­g rechtsextr­emen Gedankengu­ts aktiv. FPÖ-Mandatar Neubauer lobt Kienesberg­er dennoch als „großartige Persönlich­keit“, die „ihr ganzes Leben dem Kampf um die Freiheit Südtirols gewidmet hat“. Die Südtirol-Attentäter wollten mit einer Serie von Attentaten die Loslösung der Provinz von Italien erreichen. Die Anschläge forderten bis zu 21 Todesopfer. (sterk)

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den Bundesgesc­häftsführe­r Hans Weixelbaum (links) zurück.
FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl (rechts) weist die Vorwürfe gegen den Bundesgesc­häftsführe­r Hans Weixelbaum (links) zurück.
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aus dem Umfeld der Attentate wird von der FPÖ gerühmt.
Schauplatz eines der Südtirol-Attentate im Juni 1961. Ein Österreich­er aus dem Umfeld der Attentate wird von der FPÖ gerühmt.

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