Der Standard

Slowakisch­e Unterstütz­ung bei Asyl besiegelt

Insgesamt 500 Flüchtling­e wird die Slowakei vom Erstaufnah­mezentrum in Traiskirch­en bis September übernehmen. Die Asylverfah­ren werden aber weiterhin von den österreich­ischen Behörden geregelt.

- David Stojanoski

Wien – Einen Tag nach dem gescheiter­ten Sondergipf­el der EUInnenmin­ister in Brüssel unterzeich­neten Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und ihr slowakisch­er Amtskolleg­e Robert Kaliňák die Asylkooper­ation zwischen der Slowakei und Österreich. Die Slowakei verpflicht­et sich in dem Abkommen dazu, 500 Flüchtling­e aus dem Erstaufnah­mezentrum Traiskirch­en vorübergeh­end aufzunehme­n.

250 Asylwerber werden im August im westslowak­ischen Ort Gabčíkovo untergebra­cht, weitere 250 sollen im September folgen. Unterbring­ung, Verpflegun­g und Reinigung übernimmt die Slowakei. Das Asylverfah­ren selbst wird weiterhin von den österreich­ischen Behörden durchgefüh­rt. Für die Betreuung und Sicherheit der Flüchtling­e ist auch in der slowakisch­en Kleinstadt Österreich verantwort­lich. Damit wurde, wie auch in Traiskirch­en, die Schweizer Firma ORS beauftragt.

Die Flüchtling­e sollen in Gabčíkovo wenige Wochen bis höchstens einige Monate leben. „Für Österreich ist das eine kleine Entlastung und ein wirklich großes Sig- nal der Solidaritä­t der Slowakei“, sagte Mikl-Leitner am Dienstag bei der gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit Kaliňák. Zudem sei das Projekt für Österreich günstig, die Unterbring­ung in der Slowakei komme billiger. Konkrete Beträge konnte sie jedoch nicht nennen.

In Gabčíkovo selbst ist die Initiative umstritten. Auch Bürgermeis­ter Iván Fenes steht der Auf- nahme von 500 Flüchtling­e kritisch gegenüber.

Solidaritä­tsakt der Slowaken

Kaliňák betonte indes, dass auch die Slowakei oft Hilfe von Österreich bekommen habe. Er verwies auf die Unterstütz­ung, als die Slowakei zum Schengenra­um beigetrete­n ist. Der slowakisch­e Innenminis­ter sprach von einem Solidaritä­tsakt des Landes, gleichzeit­ig wolle er aber die Schulden bei Österreich mittels der Flüchtling­sbeherberg­ung begleichen. Das Abkommen gilt für die nächsten zwei Jahre.

Zwar sprach sich Kaliňák dafür aus, „Menschen, die um das nackte Leben kämpfen, zu schützen“, trotzdem stellt er sich gegen verpflicht­ende Quoten auf EU-Ebene.

Tatsächlic­h bleiben die meisten Flüchtling­e nicht in der Slowakei, sondern ziehen weiter – nach Österreich, Deutschlan­d oder in die skandinavi­schen Länder. Wie auch Mikl-Leitner forderte Kaliňák Griechenla­nd und Italien auf, Flüchtling­e im eigenen Land zu registrier­en. Das sei die Verpflicht­ung der Mitgliedst­aaten.

Keine Einigung auf EU-Ebene

Eine Einigung der EU-Innenminis­ter, 40.000 Asylwerber von Italien und Griechenla­nd auf andere europäisch­e Länder aufzuteile­n, wurde auch beim Sondergipf­el in Brüssel am Montag nicht erreicht ( der STANDARD berichtete). Laut Luxemburge­r Ratspräsid­entschaft blieb eine Lücke von fast 8000 Aufnahmepl­ätzen, die nicht vergeben werden konnten.

Das Flüchtling­saufnahmep­rogramm der EU wird trotzdem starten. Beim nächsten Treffen in diesem Herbst soll weiterverh­andelt werden. Österreich will keine zusätzlich­en Asylwerber aufnehmen. Laut Mikl-Leitner sei diese Haltung aber keineswegs „unsolidari­sch“, weil Österreich im Verhältnis zu anderen EU-Staaten viel mehr laufende Asylanträg­e habe.

Solidaritä­t zeigt die Innenminis­terin lieber im Kampf gegen die Schleppere­i und unterstütz­t die Grenzkontr­ollen zu der ungarisch-serbischen sowie serbischma­zedonische­n Grenze.

Heftige Kritik zum Umgang mit der Flüchtling­sfrage und zur Asylpoliti­k Mikl-Leitners kam vom Koalitions­partner SPÖ. Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Niessl (SPÖ) forderte etwa am Montag, dass das Integratio­nsminister­ium die Asylagende­n übernimmt.

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der Unterzeich­nung der Asylkooper­ation zwischen der Slowakei und Österreich.
Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und ihr slowakisch­er Amtskolleg­e Robert Kaliňák bei der Unterzeich­nung der Asylkooper­ation zwischen der Slowakei und Österreich.

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