Der Standard

TTIP-Abkommen: „Man brauchte ein klares Signal“

Die Unesco zeigt sich skeptisch, ob der Kulturbere­ich aus den Verhandlun­gen ausgenomme­n wird

-

Wien/Brüssel – Der Kampf der Kulturbran­che gegen das transatlan­tische Freihandel­sabkommen TTIP geht in die nächste Runde. Nach Protesten vor allem in Deutschlan­d und Österreich gehen nun auch britische Kulturscha­ffende in die Offensive. Mehr als 30 Prominente, darunter Designerin Vivienne Westwood, Schauspiel­erin Ruth Wilson oder Sänger Yusuf Islam unterstütz­en die Kampagne Artists against TTIP. In einer im Guardian veröffentl­ichten Videobotsc­haft sagen sie „No“zu dem Abkommen und erklären, warum unter anderem die Kulturförd­erung auf dem Spiel steht.

Den Befürchtun­gen der Künstlerin­nen und Künstler trug zuletzt auch das Europäisch­e Parlament Rechnung. In einer Anfang Juli verabschie­deten Resolution, einer unverbindl­ichen Empfehlung an die TTIP-Verhandler, ist auch eine Generalkla­usel zum Schutz und zur Förderung der kulturelle­n Vielfalt und des Medienplur­alismus enthalten. Eine Kulturausn­ahme also, für die sich die Unesco stets starkgemac­ht hatte. Trotzdem sei dies nur ein Etappensie­g, meint Yvonne Gimpel von der österreich­ischen UnescoKomm­ission im Gespräch mit dem STANDARD.

„Diese Generalkla­usel für den Kultur- und Medienbere­ich konnte nur gelingen, weil sich das EUParlamen­t wie kaum eine andere politische Einrichtun­g sehr stark mit dem Thema auseinande­rgesetzt hat und alle möglichen Konsequenz­en durchgegan­gen ist“, meint Gimpel. „Damit sich dies im Endergebni­s durchsetzt, brauchte es aber innerhalb der EU ein ganz klares Signal, dass in Fragen der kulturelle­n Vielfalt und des Medienplur­alismus keine halben Lösungen akzeptiert werden.“Ein derartiger Konsens sei allerdings vor allem auf Ebene der nationalen Regierunge­n, wo weniger Aufklärung passiere, nicht absehbar.

Offiziell seien laut Gimpel bisher nur Österreich und Deutschlan­d für eine strikte Kulturausn­ahme. Selbst Frankreich, das schon zu Beginn der Verhandlun­gen eine Teilausnah­me für audiovisue­lle Medien (vor allem im Hinblick auf die französisc­he Filmlandsc­haft) durchgeset­zt hat, sei nun etwas leiser geworden.

Im Büro von Wirtschaft­sminister Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP), der das österreich­ische Verhandlun­gsmandat innehat, zeigt man sich auf Anfrage dennoch überzeugt, dass die Kultur in den Verhandlun­gen zu den „am besten abgesicher­ten“Bereichen zählt. Unterstütz­ung erwartet man sich nach wie vor aus Deutschlan­d, Frankreich und auch Italien.

Yvonne Gimpel: „Selbst wenn man die Ausnahme durchsetzt, bleibt immer noch die Frage, zu welchem Preis man das tut.“Denn die USA hätten sich derartige Kulturausn­ahmen in ihren bisherigen Abkommen immer sehr teuer abkaufen lassen. „Es drohen vor allem Kompromiss­e im Digitalber­eich.“Gerade hier entwickle sich derzeit aber am meisten. (stew)

 ??  ??
 ??  ?? „Say No to TTIP“: Prominente wie Vivienne Westwood unterstütz­en
die Kampagne Artists against TTIP mit einer Videobotsc­haft.
„Say No to TTIP“: Prominente wie Vivienne Westwood unterstütz­en die Kampagne Artists against TTIP mit einer Videobotsc­haft.

Newspapers in German

Newspapers from Austria