Der Standard

Hinreißend­e Stolperfal­len der Styriarte

- Gli Scherzi

Graz – Gibt es in der Musik der Gegenwart etwas zu lachen? Das fragte man bei der Styriarte und vergab Aufträge an sechs Komponisti­nnen, die in Österreich tätig sind: Mirela Ivičević, Manuela Kerer, Johanna Doderer, Belma Bešlić-Gál, Maria Gstättner und Angélica Castelló bekamen von Scherzi (aus Schuberts Forellenqu­intett D 667 und aus Dvořáks Klavierqui­ntett op. 81) die Besetzung vordefinie­rt. Selbige umrahmten die Neuheiten im Mumuth der Kunst-Uni Graz, wo Solistinne­n und Solisten des Styriarte-Festspiel-Orchesters um die Geigerin Annelie Gahl spielten.

hieß der Abend: Und zu jedem Werk gehört auch ein Kurzfilmpo­rträt der jeweiligen Komponisti­n: Vor allem die Motive, die in den Filmen auftauchen, um danach als Zitat in der Musik wiederzuke­hren, hielten die Zuhörer bei der Stange: Die im Fluss plantschen­den Füße der Komponisti­n Manuela Kerer etwa kamen als Fußbad wieder. Bei den Schaffeln auf der Bühne glaubte man sogar eine Anspielung auf die knalligen Farben ihres bunten Leiberls im Film zu erkennen; aber das mag überinterp­retiert sein.

Bešlić-Gál ist als Jugendlich­e vor dem Jugoslawie­nkrieg nach Deutschlan­d geflüchtet. Wenn sich ihre neuen Schulkolle­ginnen damals über Kleiderfra­gen oder Liebeskumm­er Sorgen machten, sei sie, die knapp dem Tode entkommen ist, „sich vorgekomme­n wie ein Alien“. Auf der Bühne haben sich diese Aliens materialis­iert. Die zart schillernd­en Klänge hätten allerdings auch so getragen. Castelló wiederum hat das Spiel mit den „überrasche­nden“Klangerzeu­gern etwas zu Tode geritten. Witz hatte Doderers pathetisch vorüberzie­hender Tango: Überrasche­nde beinharte Striche auf oder hinter dem Steg ließen die imaginären bierernste­n Tänzer straucheln. Opulenter Klang und fiese Stolperfal­len – eine hinreißend­e Miniatur. (klaba)

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