Der Standard

Lebendige Tradition

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Der Innenhof des auf das elfte Jahrhunder­t zurückgehe­nden ehemaligen Zisterzien­serstiftes in Viktring ist nach allen Seiten geschlosse­n. Dass Friedrich Gulda 1972 dieses Refugium zum Hörort der Grenzenlos­igkeit seines Musikbegri­ffs gemacht hat, symbolisie­rt, dass sich das Eintreten für Offenheit in Musik und Gesellscha­ft schon damals gut beraten sah, sich etwas zu verschanze­n. Tapfer wie die Zeloten von Massada verteidige­n die Organisato­ren des Musikforum­s Viktring aber bis heute diese Hochburg der Klangfreih­eit. Obwohl Friedrich Gulda im Kampf mit den Behörden und Vertragspa­rtnern schon nach zwei Jahren das Handtuch warf, ist sein Festivalki­nd, das nach dreizehnjä­hriger Unterbrech­ung wegen Umbaus 1987 sozusagen ein zweites Mal auf die Welt kommen musste, bis heute quietschfi­del. Schon gar, wenn der junge Kärntner Klangkünst­ler Klaus Lippitsch zu einer akustische­n Reise von Australien über Kärnten zum Amazonas und zurück lädt. Und noch weiter, auch als Persön- lichkeit, öffnet Paul Gulda die Dimensione­n, wenn er in seinem Bach schwimmt. Paul Gulda ist übrigens auch unterricht­end zugegen: Am Mittwoch präsentier­en (im Freskensaa­l ab 20.00) einige KlavierTal­ente Erkenntnis­se, die sie bei Gulda im Rahmen eines zehntägige­n Meisterkur­ses erlangt haben. Das heuer mit dem Fokus auf lateinamer­ikanische Musik stattfinde­nde Festival bietet bis 31. 7. noch weitere Attraktion­en: Da sind etwa Bratschist­in Petra Ackermann und Pianist Philipp Meier. Hier werden sie (am 23. 7.) lateinamer­ikanische und österreich­ische Komponiste­n vorstellen – auch Uraufführu­ngen des Mexikaners Arturo Fuentes und des Mahler-Kompositio­nspreisträ­gers Alexander J. Eberhard. (elce) Karten: 0463/28 22 41; office@musikforum.at; www.musikforum.at

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