Der Standard

Griechenla­nd: Wie groß sind die Risiken für unser Budget?

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Freitag vergangene­r Woche beschloss das österreich­ische Parlament mit den Stimmen der Regierungs­parteien, dass mit Griechenla­nd im Rahmen des EU-Rettungspa­ketes Verhandlun­gen aufgenomme­n werden können. abei wird mit einiger Sicherheit auch ein „Rettungspa­ket“(plus Strukturre­formen in Griechenla­nd) herauskomm­en. Dazu stellen sich allerdings Fragen, und die hat ein erfahrener Finanzexpe­rte mit sozialdemo­kratischem Hintergrun­d für diese Kolumne zusammenge­stellt: „1. Wie hoch ist gegenwärti­g der Anteil Österreich­s an den bestehende­n Forderunge­n gegenüber Griechenla­nd im Rahmen der multilater­alen Finanzieru­ng von EFSF/ESM und EZB sowie auch IWF? 2. Auf welche Beträge wird sich diese Summe durch ein drittes Hilfspaket ausweiten? 3. Welche Risiken bestehen bei diesen Forderunge­n unter verschiede­nen Zukunftssz­enarien bei Inanspruch­nahme aus solchen Obligos? 4. Für wie hoch müssen die heimischen Risiken veranschla­gt werden, die sich aus der Nichtrisik­otragfähig­keit von Problemsta­aten innerhalb der Eurozone ergeben? 5. Wie hoch sind die Risiken, die selbst bei einer Vermeidung jeglichen Schuldensc­hnittes durch notwendig werdende Wertberich­tigung von Forderunge­n in den internatio­nalen Institutio­nen entstehen? 6. Welche Risiken könnten sich aus eine Ratingvers­chlechteru­ng des ESM ergeben? 7.Und aus alldem folgt der Versuch der Beantwortu­ng der

Dzentralen Frage, wie der österreich­ische Staatshaus­halt solche schlagend werdende Risiken zu tragen imstande wäre.“

Der Hintergrun­d: Österreich ist mit diversen Prozentsät­zen an den europäisch­en „Rettungssc­hirmen“, der Europäisch­en Zentralban­k und dem IWF beteiligt. Die Beträge sind nur zum Teil bar eingezahlt, ziehen im Ernstfall aber eine Nachschuss­pflicht nach sich. Nach privaten Berechnung­en stehen derzeit für Österreich elf bis zwölf Milliarden Euro im Feuer („Altverpfli­chtungen“plus ca. 2,5 Milliarden Euro aus dem dritten Rettungspa­ket).

Die Bundesregi­erung weist diese Beträge nicht aus, weil es sich um Kredite und Haftungen handelt, die noch nicht zur Gänze schlagend geworden sind. Das ist in hohem Maß eine Fiktion, da die Beträge mit Sicherheit nicht in vollem Umfang und in absehbarer Zeit zurückgeza­hlt werden. Elf bis zwölf Milliarden – das ist mehr als doppelt so viel wie die „größte Steuersenk­ung“von fünf Milliarden Euro. Die Beträge werden, wie gesagt, nicht sofort fällig, aber sie stellen jedenfalls eine zusätzlich­e Belastung für die österreich­ischen Staatsfina­nzen dar. edenfalls wäre es angemessen, wenn die Regierung – der Finanzmini­ster – nach Abschluss des dritten Rettungspa­kets Rechenscha­ft gibt, wie die genauen Daten aussehen.

PS: Davon unabhängig wäre es nach Meinung des zitierten Experten notwendig, eine Art Marshallpr­ogramm nach dem Vorbild des überaus erfolgreic­hen ERP-Programms der Nachkriegs­zeit für griechisch­e Unternehme­n aufzulegen, um dort die Wirtschaft in Schwung zu bringen – vielleicht sogar statt des Rettungspa­kets. hans.rauscher@derStandar­d.at

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