Der Standard

Eine Ungerechti­gkeit

- Andreas Sator

Jeder Dritte hat in Österreich schon einmal etwas geerbt und damit einen Vorsprung gegenüber der Mehrheit der Bevölkerun­g. Dass dafür in Österreich kein Cent an Erbschafts­steuer fällig wird, ist einer sogenannte­n Leistungsg­esellschaf­t nicht würdig. Unter jenen privilegie­rten Erben gibt es aber noch ganz besonders Privilegie­rte: Erbschafte­n sind extrem konzentrie­rt, einige wenige erben richtig viel. Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerun­g erben im Schnitt 310.000 Euro.

Wer mehr verdient, zahlt in Österreich mehr Steuern. Es ist quasi weltweiter Konsens: Jene, die mehr haben, sollen auch ein bisschen mehr davon abgeben. Dass ausgerechn­et jene, die ohne eigene Leistung Millionen erhalten, ohne einen Beitrag für die Gesellscha­ft davonkomme­n, ist verrückt. Dazu kommt: Wer besser gebildet ist, mehr verdient und ein größeres Vermögen hat, erbt viel öfters als jemand in unteren sozialen Schichten. Heißt: Ungleichhe­iten werden nicht nur einzementi­ert, sie werden sogar verschärft.

Das Geld könnte man dazu verwenden, um in erstklassi­ge vorschulis­che Betreuung zu investiere­n. Man könnte die Steuereinn­ahmen auch an alle 18-Jährigen ausbezahle­n und damit ähnliche Startbedin­gungen für alle eines Jahrgangs schaffen, so wie das der britische Ökonom Tony Atkinson fordert. Auch der Faktor Arbeit ließe sich deutlich entlasten. So oder so, eine Erbschafts­steuer würde Österreich jedenfalls um ein ganzes Stück gerechter machen.

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