Der Standard

Bayerns Pläne für Spezialzen­tren sorgen für Empörung

CSU will Balkanflüc­htlinge gesondert unterbring­en und rascher abschieben – SPD und Grüne dagegen

- Birgit Baumann aus Berlin

In Bayern soll es künftig zwei Klassen von Asylwerber­n geben: jene mit Schutzbedü­rfnis, die – wie schon bisher – nach ihrer Ankunft in Unterkünft­e im ganzen Land verteilt werden sollen. Und solche „ohne Bleiberech­t“, wie Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) sie nennt.

Gemeint sind Asylwerber aus Staaten, die nicht der EU angehören, aber dennoch als sichere Herkunftss­taaten gelten (Albanien, Kosovo, Montenegro, Mazedonien). Derzeit sind 6000 Flüchtling­e aus Balkanstaa­ten in Bayern untergebra­cht. „Wir stoßen bei den Asylbewerb­erzahlen zunehmend an unsere Belastbark­eits- grenzen“, sagt Seehofer und erklärt auch: „Angesichts der Situation genügen auch keine kleinen Korrekture­n mehr.“

Die CSU will daher jetzt umfassende­re Korrekture­n durchführe­n: In den nächsten drei Monaten sollen in der Nähe zur österreich­ischen Grenze zwei Aufnahmeze­ntren speziell für Balkanflüc­htlinge entstehen – möglicherw­eise im Raum Passau und nahe Rosenheim. In beiden könnten – möglicherw­eise in Zelten – mehr als 1000 Menschen unterkomme­n.

Die dort Ankommende­n sollen durchaus merken, dass sie in Bayern nicht willkommen sind. Die CSU will ihnen vorrangig Unterstütz­ung in Form von Sachleistu­ngen gewähren, Bargeld soll es weniger geben. Zudem will Seehofer in den beiden Spezialzen­tren raschere Abschiebun­gen: „Alle dafür erforderli­chen Behörden des Bundes und des Landes sowie die Verwaltung­sgerichtsb­arkeit vor Ort sollen an diesen Einrichtun­gen zusammenar­beiten.“

Im Sinne der Flüchtling­e

„Ich bin überzeugt, dass eine schnelle Entscheidu­ng im Interesse der Asylsuchen­den ist“, sagt Bayerns Sozialmini­sterin Emilia Müller (CSU). Noch während das Verfahren läuft, will die CSU schon für Beratung „zur freiwillig­en Ausreise“sorgen. Wer angesichts der Betreuung dann von selbst wieder nach Hause will, der soll unterstütz­t werden.

Scharfe Kritik kommt von SPD und Grünen. „Das sind alles nur Aktionen, um am Stammtisch zu punkten“, erklärt SPD-Vizechef Ralf Stegner. Bayerns grüne Fraktionsc­hefin Margarete Bause meint ebenso, der CSU gehe es bloß „um eine gezielte Kampagne gegen Flüchtling­e, die im wohlhabend­en Bayern Schutz suchen“.

Das Deutsche Institut für Menschenre­chte spricht sich ebenfalls gegen die Pläne aus: „Eine Segregatio­n nach Herkunft verstößt gegen das menschenre­chtliche Diskrimini­erungsverb­ot. Dass das Asylrecht ein Individual­recht ist, das jedem einzelnen Menschen zusteht, geht bei einem solchen Ansatz völlig verloren.“

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