Der Standard

Stillstand einen Sommer lang

- Becks letzter Sommer

Im Grunde hat Beck (Christian Ulmen) mit seiner Karriere längst abgeschlos­sen. Er wäre gerne ein bekannter Musiker geworden, oder wenigstens ein guter. Weil die berufliche Laufbahn sich jedoch als Einbahnstr­aße erwiesen hat, verdingt Beck sich als Musiklehre­r. Das bedeutet Trostlosig­keit und Langeweile. Doch weil im Kino fast jeder eine zweite Chance erhält und Becks letzter Sommer sich an seine gleichnami­ge Vorlage, den Debütroman von Benedict Wells, hält, erkennt auch der unzufriede­ne Pädagoge, dass noch nicht aller Tage Abend ist. Denn einer seiner Schüler gibt Anlass zur Hoffnung: Rauli (Nahuel Pérez Biscayart) ist ein Musikgenie und verkörpert damit nicht nur Becks bisher vergebene Chancen, sondern zugleich seine letzte: Mit der Hoffnung an seiner Seite könnte der ehemalige Frontman wieder zum Musiker und nebenbei zum Mentor werden.

Vor allem während der gemeinsame­n Fahrt nach Istanbul, die Beck in der Folge mit Rauli antritt, zeigt Regisseur Frieder Wittich in seinem zweiten Film abermals seine Vorliebe für avancierte­s Genrekino: Hier erweist sich das Roadmovie als adäquates Mittel, um Becks Befindlich­keiten einer ständigen Überprüfun­g zu unterziehe­n und dem inneren Stillstand dieser Figur eine äußerliche Bewegung entgegenzu­setzen. Mit dem von der Krise der Lebensmitt­e gebeutelte­n Helden liegt

allemal im Trend.

Ein Roadmovie der anderen Art ist Jafar Panahis Taxi Teheran: Der mit einem Arbeitsver­bot belegte Filmemache­r unternimmt als Taxilenker Stadtfahrt­en, die sich jede als eine kleine Reise in die iranische Gesellscha­ft erweist. Außerdem schlüpft Paul Rudd in den Anzug des Ant-Man und lässt Channing Tatum in Magic Mike XXL (Kritik S. 17) die Hüllen fallen. (pek)

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Endstation Istanbul: Der Schüler und sein Lehrer sind in „Becks letzter Sommer“noch nicht am Ziel.

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