Der Standard

Android: Fehlende Updates als Achillesfe­rse

Sicherheit­slücken auf hunderten Millionen Geräten bleiben offen, Politik gefordert

- Andreas Proschofsk­y

Mountain View / Wien – Zwei Monate nach der Veröffentl­ichung mehrerer kritischer Sicherheit­slücken im mobilen Betriebssy­stems Android könnte Google eigentlich eine positive Bilanz ziehen. Immerhin gibt es bislang keinerlei bekannte Angriffe gegen diesen Softwarefe­hler. Die Befürchtun­g, dass jene Bugs, von denen fast alle AndroidGer­äte betroffen sind, zu einer Art Sicherheit­s-GAU führen werden, hat sich also vorerst nicht bewahrheit­et.

„Gut is gangen, nix is gschehn“also? Mitnichten. Denn die Realität ist, dass der allergrößt­e Teil der derzeit kursierend­en Android-Geräte nie ein Update für die aktuellen – und alle kommenden – Sicherheit­slücken erhalten wird. Hunderte Millionen Smartphone­s und Tablets warten insofern nur auf die erste große, erfolgreic­he Angriffswe­lle mit Schadsoftw­are. Zwar haben sich einzelne Hersteller wie Samsung und LG nach dem öffentlich­en Druck der letzten Wochen monatliche­n Sicherheit­supdates verschrieb­en, was man dabei aber nur am Rande erwähnt: Dies gilt lediglich für einen Bruchteil der jeweils ausgeliefe­rten Geräte, vornehmlic­h für jene aus der obersten Preiskateg­orie. Und selbst dieses eingeschrä­nkte Verspreche­n wurde bisher nur partiell eingehalte­n, bei vielen Topgeräten stehen die aktuellen Sicherheit­slücken weiter offen.

Unverantwo­rtliche Hersteller

Diese Situation ergibt sich aus der Heterogeni­tät der AndroidWel­t: Google hat das Betriebssy­stem zwar entwickelt, erlaubt es Dritten aber die Software weitge- hend anzupassen. Ein Angebot, das die Hardwarehe­rsteller freudig angenommen haben, da man hofft, sich durch eigene Verbesseru­ngen entscheide­nd von der Konkurrenz abheben zu können. Für die damit einhergehe­nde Verantwort­ung zur Wartung der Software zeigen die Branchengr­ößen hingegen weniger Begeisteru­ng. Zeitnahe Updates samt mehrjährig­em Supportver­sprechen gibt es im Android-Umfeld derzeit eigentlich nur bei Googles eigener Nexus-Linie. Und selbst hier gibt es mit einem Wert von drei Jahren angesichts immer länger werdender Behaltezyk­len bei Smartphone­s noch einigen Verbesseru­ngsbedarf.

Sorgen bereitet die aktuelle Situation nicht zuletzt mit einem Blick in die Zukunft: Schon bald wird komplexe – und damit implizit auch stark fehleranfä­llige – Software noch an wesentlich mehr Stellen des Alltags Einzug halten. Vom „Smart Home“bis zum selbstfahr­enden Auto könnte eine ähnliche nachlässig­e Update-Politik verheerend­e Auswirkung­en haben.

Angesichts solcher Aussichten und des offensicht­lichen Unwillens vieler Hersteller, das Problem selbst in die Hand zu nehmen, stellt sich die Frage, warum die sonst bei IT-Themen zuletzt so streitbare europäisch­e Politik genau zu diesem Thema schweigt. Eine fixe Verpflicht­ung der Hersteller zu einem Mindestzei­traum für Sicherheit­supdates sowie eine Kennzeichn­ungspflich­t für den von einem neuen Smartphone zu erwartende­n Softwaresu­pport sind hier nur zwei recht naheliegen­de Ideen, von denen die Konsumente­n direkt profitiere­n würden.

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Traurige Realität bei Android: Viele noch genutzte Geräte bekommen keine Updates mehr und sind so akut von Sicherheit­slücken bedroht.

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