Russland will Luftschläge in Syrien ausweiten
Internationale Allianz zeigt sich in Erklärung besorgt über Moskauer Alleingänge
Moskau/Washington/Damaskus – Russland setzt seine international umstrittenen Luftschläge auf Ziele in Syrien fort. Bei einem Angriff russischer Kampfflugzeuge auf eine Hochburg der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) wurden am Freitag laut Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte auch zwei Anführer des IS getötet. Allein am Freitagmorgen flog die russische Luftwaffe nach eigenen Angaben insgesamt 18 Einsätze. Dabei seien zwölf IS-Stellungen getroffen worden.
Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses der Duma, Alexej Puschkow, rechnet damit, dass die Luftangriffe noch drei bis vier Monate andauern werden. Die Intensität der Militärschläge werde sogar noch gesteigert, sagte Puschkow am Freitag dem französischen Radiosender Europe 1.
Indes wird die Kritik aus dem Ausland immer lauter. Die USA, Deutschland und zahlreiche weitere Verbündete drückten in einer am Freitag verbreiteten Erklärung ihre „tiefe Sorge“über Angriffe in Städten wie Hama, Homs und Idlib aus: Diese hätten zu zivilen Opfern geführt und nicht die IS-Milizen zum Ziel gehabt.
Auch Frankreich, Großbritannien, Katar, Saudi-Arabien und die Türkei stehen nach Angaben des deutschen Außenamts hinter der Stellungnahme. Die Außenminister der an der Erklärung beteiligten Länder hatten sich am Donnerstag am Rande der UN-Vollversammlung in New York getroffen.
Russland fliegt nach eigener Darstellung seit Mittwoch Angriffe gegen Terroristen in Syrien. Der Westen wirft Moskau jedoch vor, unter dem Vorwand des Kampfes gegen den IS in erster Linie den sy- rischen Machthaber Bashar al-Assad unterstützen zu wollen, um den eigenen Einfluss in der Region zu festigen.
Russland selbst hatte am Donnerstag eingeräumt, auch andere Rebellengruppen als den IS ins Visier zu nehmen. Laut einem Kreml-Sprecher gibt es eine Liste mit Organisationen, die bekämpft werden sollen. Die oppositionelle Freie Syrische Armee (FSA) soll jedoch nicht darunter sein: Sie sei ein wichtiger Teil des politischen Prozesses in dem Bürgerkriegsland und keine Terrororganisation, hatte Außenminister Sergej Lawrow bereits am Donnerstag in New York erklärt.
Militärische Unfallverhütung
Trotz politischer Differenzen haben sich die USA und Russland zur Vermeidung von Missverständnissen ihrer Streitkräfte zumindest auf militärischer Ebene abgesprochen. Es habe einen „freundlichen und professionellen Austausch“gegeben, sagte Pentagon-Sprecher Peter Cook am Donnerstag (Ortszeit). Ziel sei, „eine Art von Unfall am Himmel“zu vermeiden.
Eine politische Duldung des russischen Vorgehens bedeute das jedoch nicht, heißt es in Washington. Auch Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnte Russland vor weiteren Alleingängen. Das Morden könne nur gemeinsam beendet werden. (red)