Der Standard

Gebildete Flüchtling­e müssen unter Qualifikat­ion arbeiten

-

Dornbirn – Vergleiche man die Flüchtling­swellen der letzten 25 Jahre, habe man es bei der aktuellen Bewegung mit den am besten ausgebilde­ten Flüchtling­en zu tun, sagt Migrations­forscher August Gächter. Bei einer Diskussion über Arbeitsmög­lichkeiten für Flüchtling­e, organisier­t von der Grünen Wirtschaft, kritisiert­e der Experte fehlende Studien über die Integratio­n von Flüchtling­en, die in den letzten Jahrzehnte­n nach Österreich gekommen sind.

Obwohl 59 Prozent der aktuellen Flüchtling­e (Stand 2014) Matura oder einen Universitä­tsabschlus­s haben, sind ihre Arbeitsmar­ktchancen nicht viel besser als jene von weniger Gebildeten. Denn die wenigsten Flüchtling­e könnten Nachweise für ihre Ausbildung erbringen, sagte der stellvertr­etende Leiter des AMS Vorarlberg Bernhard Bereuter. Fehlen die Dokumente, wird man in der Statistik nur mit Pflichtsch­ulabschlus­s geführt. Was erklärt, dass in Vorarlberg bei 70 Prozent der anerkannte­n Flüchtling­e in den AMS-Daten der niedrigste Bildungsgr­ad angegeben wird.

Ein weiterer Nachteil für die gebildeten Geflohenen: Die Anerkennun­g von Abschlüsse­n aus Drittlände­rn dauert lange. Zudem sind Lehrplätze für Erwachsene rar. So muss mehr als die Hälfte der arbeitsuch­enden Flüchtling­e Jobs, die unter ihrer Qualifikat­ion liegen, annehmen.

In Vorarlberg versucht man nun mit Talenteche­cks und Kompetenzt­rainings die vorhandene­n Qualifikat­ionen zu testen, denn es gelte, sagt Bereuter, „mitgebrach­te Qualifikat­ionen rasch nutzbar zu machen“. Schließlic­h fehle es an Fachkräfte­n. (jub)

Newspapers in German

Newspapers from Austria