Wie Wahlzuckerln die Wahl beeinflussen
Experte: Je länger die Geschenke halten, desto größer ist der Effekt auf die Wähler
Wien – Sonnenbrillen, Schokoherzen und Feuerzeuge werden den Wienern vor der Wahl am Sonntag förmlich nachgeworfen. Jede der großen Parteien hat in ihrem Sortiment an Wahlgeschenken Altbewährtes wie Kugelschreiber, aber auch speziellere Präsente wie Post-its und Wasserbälle.
„Wahlgeschenke beeinflussen in letzter Instanz nicht, was jemand wählt. Aber mit einem Slogan versehen geben sie Impulse, damit sich der Beschenkte Gedanken über die Partei macht“, sagt Konrad Godec, Vorstand des Verbands österreichischer Werbemittelhändler. Wenn sich lediglich ein Logo auf dem Geschenk befindet, sei das zu neutral. Ein Slogan, der sich durch die Werbung zieht, führe zur Identifizierung mit der Partei, was gut ankomme.
Am besten würden das die Grünen schaffen. „Bio macht schön“steht auf der Tasche in Parteifarbe. „Bio essen, bio wählen“ziert den Knabbermix, den sie verteilen. „Wenn es durchgezogen wird und die Geschenke wirklich bio sind, dann funktioniert das natürlich, und es ist ein Zusammen- hang zwischen Slogan und Produkt gegeben“, sagt Godec. Das ist bei den Grünen auch der Fall: Die Körner kommen aus Österreich, der Stoff ist fairtrade, und die grüne Sonnenbrille ist recycelbar.
Nicht so gut funktioniere ein Spruch der Neos: „Du bestimmst, wer drinnen ist“steht auf der Kondomverpackung. „Das ist für das Produkt etwas unpassend“, findet Godec. Auch die SPÖ hat laut Werbemittelexperten einmal danebengehaut. „Der Spruch ‚A G’spür für Wien‘ in Kombination mit einem Gecko-Stofftier erschließt sich mir einfach nicht.“
Einen Schlüsselanhänger der FPÖ in Österreich-Form nennt Godec „sensationell“. Die FPÖ, die sich als Heimatpartei gibt, würde dadurch einen patriotischen Konnex herstellen. „Ein WienerischWörterbuch habe ich in den vergangenen Jahren noch nicht gesehen“, sagt der Experte. Menschen könnten beim Durchblättern des ÖVP-Hefts schmunzeln.
Auch ein Politikerquartett der Neos findet sich unter den extravaganteren Präsenten: „Es wird zwar nicht ewig damit gespielt werden, aber es betreibt auf eine lustige Art Aufklärung. Jeder will wissen, wer wie viel verdient.“
Eine „super Sache“sei der Einkaufschip der SPÖ, der werde „sicher oft und lange“verwendet. „Dadurch deckt man eine riesengroße Schicht ab – vom Kind bis zur Oma.“Auch der Fahrradsattelschutz begeistert Godec. Dieser werde lange verwendet. So hätten die Wähler immer die Grünen im Blick. Zuckerln, Schlecker oder Traubenzucker – alles Essbare sei suboptimal. „Es bleibt nur kurz in der Hand des Wählers.“p Video: derStandard.at/Inland