Der Standard

Letzte Meter auf dem Weg zum Währungsol­ymp

Die chinesisch­e Regierung drängt darauf, die Rolle der Landeswähr­ung Yuan global aufzuwerte­n. Nach einem jahrelange­n Kampf soll die Entscheidu­ng bei der Jahrestagu­ng des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) in Lima fallen.

- András Szigetvari

Lima/Peking – Die großen Unterstütz­er Chinas, sie sitzen in London. Großbritan­nien hat vor ziemlich genau einem Jahr als erstes westliches Land einen Kredit in der chinesisch­en Landeswähr­ung Yuan aufgenomme­n. Große Länder verschulde­n sich in der Regel in ihrer eigenen Währung. Wenn sie schon Devisenkre­dite nehmen, dann nutzen sie in der Regel Euro oder US-Dollar.

Doch Großbritan­nien wollte mit der Emission der Yuan-Anleihe nicht so sehr an frisches Geld kommen. Nur drei Milliarden Yuan, ca. 400 Millionen Euro, holte der britische Schatzkanz­ler George Osborne mit der Anleihenau­ktion herein. Doch die Aktion sollte den Anspruch der City of London untermauer­n, zum wichtigste­n Handelspla­tz für die chinesisch­e Währung zu werden. Dazu passt, dass diese Woche bekannt wurde, dass auch Chinas Notenbank erstmals Yuan-Anleihen in London platzieren möchte.

Großbritan­nien war dann auch das erste wichtige westliche Land, das Chinas Regierung vor kurzem die Unterstütz­ung bei seiner heiklen Yuan-Mission zusagte.

Die chinesisch­e Regierung möchte den Yuan in den Währungsol­ymp hieven. Die Währung soll auf einer Stufe mit Dollar und Euro stehen. China drängt deshalb auf eine Reform im Rahmen des Internatio­nalen Währungsfo­nds. Bei der IWF-Jahrestagu­ng dieses Wochenende in Lima werden die Weichen gestellt.

Worum es geht: Seit 1969 unterhält der IWF ein spezielles System, um Ländern im Krisenfall Devisen bereitstel­len zu können. Basis dafür sind die Sonderzieh­ungsrechte (SZR). Man kann sich diese Sonderzieh­ungsrechte als eine Währung vorstellen.

Jedes IWF-Mitgliedsl­and bekommt entspreche­nd seiner wirtschaft­lichen Bedeutung eine bestimmte Menge an SZR zugeteilt. Diese sind zwar nicht am Markt handelbar, doch kann jeder Staat Sonderzieh­ungsrechte beim Wäh- rungsfonds gegen Devisen, etwa Dollar und Euro, tauschen.

Das System soll dafür sorgen, dass es nie zu Währungsen­gpässen kommt. Der Wert der Sonderzieh­ungsrechte hängt von der Entwicklun­g eines Währungsko­rbes ab. Derzeit sind Dollar, Euro, Pfund und der japanische Yen Teil dieses Korbes. China hätte gern den Yuan im Korb dabei. Bereits vor fünf Jahren ist die chinesisch­e Führung mit diesem Wunsch abgeblitzt. Der Grund: Eine Währung muss nicht nur global bedeutend, sondern auch frei handelbar sein, um in den Korb zu kommen. Doch die chinesisch­e Führung intervenie­rt immer wieder am Devisenmar­kt. Peking wurde eine erneute Prüfung für 2015 zugesagt. Die offizielle Entscheidu­ng wird zwar erst im November fallen, doch die Finanzmini­ster der 188 Mitgliedsl­änder des Fonds werden in Peru die Marschrich­tung vorgeben. Neben Großbritan­nien unterstütz­t inzwischen auch Deutschlan­d Chinas Ambitionen.

USA werden entscheide­n

Entscheide­nd ist die Position der USA, ohne sie geht beim IWF gar nichts. Der China-Spezialist Rolf Langhammer vom Institut für Weltwirtsc­haft in Kiel geht davon aus, dass Washington kein Veto einlegen wird. China habe sein Währungssy­stem in den vergangene­n zehn Jahren bereits liberalisi­ert. Auch politisch glaubt Langhammer nicht, dass man nach 2010 noch einmal Nein zu den Chinesen sagt. „Das wäre doch ein diplomatis­ch sehr harter Schlag.“

Für China ist die Yuan-Aufwertung nicht nur symbolisch wichtig, sagt der Ökonom. Für viele Notenbanke­n gelten strikte Veranlagun­gsregeln. Sie dürfen nur in Devisen investiere­n, die der IWF als Reservewäh­rung führt. Die Aufnahme in den Währungsko­rb könnte die Nachfrage nach Yuan an den Finanzmärk­ten steigern, also mehr Investoren anlocken.

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 ??  ?? Der Yuan-Handel wurde 2005 erstmals spürbar liberalisi­ert. Seither hat Chinas Währung deutlich gegenüber dem US-Dollar aufgewerte­t.
Der Yuan-Handel wurde 2005 erstmals spürbar liberalisi­ert. Seither hat Chinas Währung deutlich gegenüber dem US-Dollar aufgewerte­t.

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