Der Standard

Trockenen Fußes durchs Korallenme­er

Riffkalke bilden den Gosaukamm, der zum Glück nur von unten so abweisend wirkt.

- Birgit Eder

Von allen Seiten zeigen sich die Felswände des Gosaukamms abweisend. Kaum zu glauben, dass es dort oben Wege gibt, auf denen man in das ehemalige Korallenme­er „eintauchen“kann. Vor über 200 Millionen Jahren entstanden die fast 1000 Meter mächtigen Riffkalke in einem seichten, tropischen Meer. Mit etwas Glück kann man noch Fossilien entdecken.

Das Erscheinun­gsbild des Gosaukamms heute erinnert eher an „bröselige“Türmchen, die nach und nach kollabiere­n, unter den mächtigen Gipfeln bauen sich gewaltige Schutthald­en auf. Erst 1993 brach ein 200 Meter hoher Pfeiler aus der Bischofsmü­tze und gab dem Gosaukamm ein neues Erscheinun­gsbild.

Stuhlalm im Morgentau

Früh am Morgen starten wir unsere Tour vom Parkplatz Pommer in Astauwinke­l und gehen in gemütliche­r Steigung bis zur Stuhlalm, die wir bereits nach etwas mehr als einer Stunde erreichen. Auf der Almwiese glänzen noch die Tautropfen, die sich über Nacht gebildet haben.

Von der Stuhlalm bietet sich eine fantastisc­he Aussicht auf den Gosaukamm und auf die Bischofsmü­tze dahinter. Direkt bei der Alm beginnt der Steig Nr. 631, der uns durch einen lichten Wald in nordwestli­cher Richtung aufwärtsfü­hrt. Schon bald werden die Bäume niedriger und gehen in Latschenbe­stand über. Der Weg ist steinig und wurzelig und am frühen Morgen ziemlich rutschig.

Schon bald erreichen wir das Tiefenkarr­iedel, wo der Weg nach rechts, flacher werdend, weiterführ­t. Wir gehen auf die schroffe Westflanke des Angerstein zu, wo der Weg zunehmend geröllig wird und weiter oben durch Latschen nach Norden leitet. Auf dem Sattel zweigt ein nicht markierter Weg auf den Strichkoge­l ab, den wir aber „rechts“liegen lassen.

Nach dem Sattel steigen wir eine Felsstufe steil abwärts und queren eine Wand – das Drahtseil nehmen wir dabei gerne zu Hilfe. Vom Kar zwischen dem Strichkoge­l und dem Steinriese­nkogel geht es in leichter Kletterei (Schwierigk­eitsgrad I) aufwärts und weiter über einen schmalen, ausgesetzt­en Grat – auch hier helfen Drahtseile über luftige Passagen.

Am höchsten Punkt des Steinriese­nkogel (ohne Gipfelkreu­z) hat man einen sehr schönen Ausblick auf das nächste Ziel, den Donnerkoge­l. Wir steigen den grasigen Hang über zahlreiche Serpentine­n abwärts, auch hier müssen wir einige Felsstufen überwinden, wo wir wieder die Hände zu Hilfe nehmen.

Ausgesetzt und rutschig

Von der „Goaskarsch­arte“geht’s seilversic­hert durch Felsen und weiter durch Latschenga­ssen aufwärts. Bei der Abzweigung zum Donnerkoge­l nach rechts, zum Teil steil und ausgesetzt aufwärts bis zum Gipfel. Auch hier brauchen wir immer wieder unsere Hände, denn der Weg ist feucht und oftmals sehr rutschig. Vom Gipfelkreu­z hat man einen großartige­n 360-Grad-Rundumblic­k, bei Neuschnee erstrahlt der Dachstein-Gletscher blütenweiß.

Nach einer Rast steigen wir den gleichen Weg bis zur Wegkreuzun­g abwärts und gehen durch Latschen- und Grünerleng­ebüsch in Richtung Gablonzer Hütte (Weg Nr. 628) weiter. Am Unteren Törlecksat­tel nach links und über den Austriaweg (Nr. 611) in leichtem Auf und Ab bis zur Stuhlalm. Der Abstieg bis zum Parkplatz Pommer ist bekannt.

Anreise: Mit dem Auto nach Astauwinke­l bis zum Parkplatz Pommer; oder mit dem Bus 542 von Bad Ischl zum Gosausee; Gosaubahn bis zum Törleck (alternativ­er Start- und Zielpunkt der Tour) Schwierigk­eiten: Die Tour ist anspruchsv­oll mit Kletterste­llen im I. Schwierigk­eitsgrad. An einigen ausgesetzt­en Stellen helfen Drahtseile. Schwindelf­reiheit und Trittsiche­rheit vorausgese­tzt! Nicht bei Schneelage oder schlechter Sicht gehen! Einkehr: Stuhlalm, Telefon 0664/113 11 52, geöffnet von Anfang Juni bis Ende Oktober, je nach Schneelage Karte: Kompass WK 20, Dachstein, Ausseerlan­d, Bad Goisern, Hallstatt, 1:50.000

 ?? Foto: Birgit Eder ?? Der Blick vom Donnerkoge­l: in der Mitte der schroffe Gosaukamm, links davon der DachsteinG­letscher, rechts die Bischofsmü­tze.
Foto: Birgit Eder Der Blick vom Donnerkoge­l: in der Mitte der schroffe Gosaukamm, links davon der DachsteinG­letscher, rechts die Bischofsmü­tze.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria