Im Land des „schnitzel with noodles“
Uraufführung von „The Music of Sound“beim Steirischen Herbst
Graz – Jede Wette: Bald wird die Debatte darüber, was kulturelle Identität im Unterschied zu Nationalismus sein soll, neu aufgekocht. Das charmante Grazer Loose Collective hat sich dieses Gericht schon einmal vorgerührt und daraus ein Tanzstück gemacht, dessen Uraufführung gerade beim Steirischen Herbst zu sehen ist:
Ausgangspunkt für diese Show wider das „Nation Branding“ist das US-amerikanische Musical
von 1959. Die Filmversion von Robert Wise mit Julie Andrews kam 1965 in die Kinos. Da liegt etwas in der Luft. Im Vorjahr haben sich Yosi Wanunu und Austrofred an dem FamilieTrapp-Rührstück abgearbeitet. In Österreich ist dieser Film, in dem von „schnitzel with noodles“geträllert wird, nicht wirklich populär. Anderswo schon.
Das Loose Collective spottet über jene kulturelle Identität, die aus einem kommerziellen Verwurstungsdenken kommt. Es gibt ein Vierpunkteprogramm zur Neuerfindung des eigentlichen Österreichertums, liebevolle Klischeeverarschung, süß panierte Bilder, ironischen Gesang, gewitzten Tanz, Zuckerschnee und ein Luftschloss. Zur Diskussion im Kunstkontext um das nationale Selbstverstehen der Österreicher trägt
nicht viel bei. Dort ist man ja schon weltoffen und lederhosenresistent.
Daher gehört diese detailreiche Arbeit nach dem Steirischen Herbst auch ins Bierzelt vor die „Protestwählerschaft“. Das Kunstpublikum brauchte eher eine Diskussion über kulturelle Identität auf Basis ihrer Verdrängung. Immerhin aber wird im Stück auch jene Offenheit auf die Schaufel genommen, die das postmoderne Denken prägt – herbeigesehnte Allestransparenz, die Floskel „alles hängt mit allem zusammen“und Einbildungen des Gemeinsamen. Das hätte schon Klinge. Aber die wird nicht weiter geschärft. (ploe) Graz, Dom im Berg: 10. 10. Tanzquartier Wien: 12.–14. 11.