Rendezvous mit den Weisen aus dem Morgenland Große Namen sind in der Parade der Alten Meister vertreten, die das Dorotheum in seiner umfangreichen Auktion am 20. Oktober aufmarschieren lässt. Drei Generationen der Malerfamilie Brueghel liefern dafür zahl
Wien – Zum Kunstschatz von Schloss Hernstein in Niederösterreich zählte viele Jahre ein prachtvolles Werk der altniederländischen Sakralkunst. Erzherzog Leopold Salvator von Österreich konnte den Altar mit der Anbetung der Könige des flämischen Malers Pieter Coecke van Aelst sein Eigen nennen und ließ ihn auch rückseitig mit seinem Wappen schmücken. Nun stellt das über einen Meter hohe Triptychon einen der Höhepunkte der herbstlichen Altmeisterauktion des Dorotheums dar.
Zweifellos ein Hauptwerk des Künstlers, zeigt es im Mittelteil Maria und Jesuskind in triangulärer Anordnung mit den Weisen Melchior und Balthasar. Als Blickfang fungieren kostbare Gewänder und güldene Gefäße, und im linken Flügelteil macht der afrikanische König Caspar eine „bella figura“.
Um Aufträge zu lukrieren, reiste der Antwerpener Manierist 1533 nach Konstantinopel, wo ihn die orientalische Mode nachhaltig beeindruckte. Kompositorische Avanciertheit beweist Coecke, indem er die Figuren der Seitenflügel auf das zentrale Bild bezog und dem Werk so Einheit verleiht. 2014 widmete das Metropolitan Museum in New York den Tapisserien des nordischen Renaissancemeisters eine Ausstellung.
Coecke van Aelst war der Großvater von Jan Brueghel I, der in der Auktion mit dem Kleinod einer auf Kupferplatte gemalten Landschaft vertreten ist. Während im Hintergrund ein Kanal zum Horizont zieht, werden im dörflichen Vordergrund die Pferde versorgt, welche die sogenannten „Hessenwagen“für den Handel zwischen Flandern und Italien zogen. Insgesamt erlebt die Malerdynastie Brueghel in dieser Auktion einen an Kunstwerken starken Auftritt.
Brueghel-Dynastie
Von Jan Brueghel II stammt etwa ein exquisites Blumenstillleben mit goldener Tazza, das die Blüten teppichgleich vor dem Betrachter ausbreitet. Blüten von des Meisters Hand bietet auch seine Allegorie des Geruchssinns, die eine Parfumdestillerie und – als olfaktorischen Kontrapunkt – ein Stinktier zeigt. In Abraham Brueghels Blumen-Früchte-Stillleben pflückt Pomona, die römische Göttin der Baumfrüchte, höchstselbst einen Apfel für den Betrachter.
Zu den Toplosen italienischer Herkunft zählen wiederum zwei Gemälde von Tizian und seiner Werkstatt. Mit entrücktem Gesichtsausdruck blickt de Magdalena gen Himmel, die Tizian in dieser Version bekleidet verewigt hat. Ein Spätwerk aus dem Atelier des Venezianers dürfte die jetzt offerierte Ecce Homo- Darstellung sein, die – wie ein Röntgen der Leinwand ergab – über ein Männerporträt gemalt wurde. Der Heiland wird in dieser Komposition von dem luxuriös gekleideten Pilatus und einem Jüngling mit Stock vorgeführt.
In die florentinische Renaissance führt das mit Eitempera geschaffene Bild Christus mit dem Johannesknaben, das in Sandro Botticellis Werkstatt um 1490 entstanden sein dürfte. Die geschwungene und beinah grafische Linienführung zeichnet das querformatige Gemälde aus, dessen kleines Format von 37 mal 50 Zentimetern einen privaten Auftraggeber nahelegt.
Harmonischer Charakter
Verfallene Bögen, Bauernhäuschen und Lagunenansichten hat der für seine Vedutenmalerei berühmte Francesco Guardi auf vier kleinen Capriccios festgehalten. Das schön gerahmte Quartett an Kleinformaten erhält durch die Licht-Schatten-Komposition ihren harmonischen Charakter. Eine tonale Farbgebung verfolgt Guardi auch in dem viel früher entstandenen Ölbild, in dem drei Engel dem betenden Abraham erscheinen. Es handelt sich um die Kopie eines verlorenen Werks des Veroneser Barockmalers Antonio Balestra.