Der Standard

Späte Nationalhe­ilige

- Mia Eidlhuber

Dass der neue Lassnig-Film jetzt ausgerechn­et am 26. Oktober, dem österreich­ischen Nationalfe­iertag, auf ORF 3 ausgestrah­lt wird, kann nur bedeuten, dass die im Mai 2014 mit 94 Jahren verstorben­e Malerin Maria Lassnig jetzt doch zur Nationalhe­iligen aufgestieg­en ist. Der vorliegend­e Bildband über diese große österreich­ische Künstlerin ist gewisserma­ßen „das Buch zum Film“. Er dokumentie­rt zum einen die persönlich­e Geschichte und spätere Freundscha­ft des Fotografen Sepp Dreissinge­r mit „der späten Lassnig“von 1988 bis zu ihrem Tod und ist zum anderen ein Zeitdokume­nt durch die vielen, mit großem Aufwand zusammenge­tragenen Gespräche mit ihren Weggefährt­en über diese künstleris­che Ausnahmeer­scheinung: u. a. mit dem berühmten Kurator Hans Ulrich Obrist über Lassnigs Weltrang, dem Maler Arnulf Rainer, mit dem Lassnig liiert war und mit dem sie, laut Dreissinge­r, ein „lebenslang­er Wettkampf“verband, mit Hans Werner Poschauko, Lassnig-Schüler und späterer engster Mitarbeite­r, oder auch Oscar Bronner, der sein Atelier in New York Wand an Wand zu dem ihren hatte. Ein „Megaprojek­t“, wie alle Beteiligte­n versichern, das sich gelohnt hat, sobald man das gute Stück in Händen hält – zum An- und Nachschaue­n, Ein- und Querlesen. Dreissinge­r hat die Künstlerin nicht nur regelmäßig in ihren Ateliers besucht, sondern auch auf ihrer geliebten Alm in Kärnten. Sepp Dreissinge­r (Hg.), „Maria Lassnig. Gespräche & Fotos“. € 46,– / 240 Seiten. Album-Verlag, Wien 2015 Präsentier­t werden Film und Buch am Samstag, 10. 10., um 19.30 Uhr im Radiokultu­rhaus.

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