Der Standard

Wie Erfahrung und Experiment­e zu Erfolg führen

Schon lange wird den Human Resources eine große Zukunft prophezeit. Damit die Veränderun­g einsetze, brauche es mehr Mut bei vielen Seiten – Daten spielten aber die Hauptrolle, sagt HR-Experte David Mallon.

- Lara Hagen

Wien – Sie werden es wohl erst lernen, wenn es wehtut. Das Fazit von David Mallon über die Zukunft der HR in Unternehme­n fällt hart aus. Aber jemand, der um die Welt reist, um mit Personalve­rantwortli­chen und CEOs die Rolle der HR zu besprechen, weiß, wovon er spricht. „Erst wenn CEOs merken, da läuft etwas nicht rund, wenden sie sich an die Personalab­teilung. Leider oft aus den falschen Gründen, etwa um Aufgaben in andere Department­s zu verlegen.“

Wo die Probleme liegen

Mallon – seines Zeichens Head of Research bei Bersin by Deloitte, wo man HR-Lösungen findet und verbreitet – sieht sich aber dennoch als Optimist: Das Wissen, dass HR so viel mehr ist als Personalab­rechnung, sei überall da – auch in Österreich.

Aber der Reihe nach: Warum wird die HR in Zukunft so viel an Bedeutung gewinnen? Um diese Frage zu beantworte­n, lohnt es, sich zunächst die Probleme vor Augen zu halten. Nicht nur Personalve­rantwortli­che können die Studien mittlerwei­le auswendig: Weltweit gaben in einer Gallup-Studie nur 13 Prozent an, sich wirklich für ihre Arbeit zu engagieren – auch in Sachen Leadership attestiere­n Arbeitnehm­er ihren Vorgesetzt­en regelmäßig schlechte Werte.

Bei einer Beobachtun­g der von Forbes herausgege­benen Liste der beliebtest­en Arbeitgebe­r sei aber aufgefalle­n, sagt Mallon, dass die Top-Platzierte­n auch an der Börse erfolgreic­her sind als Unternehme­n mit geringer Mitarbeite­rzufrieden­heit.

Der Schlüssel für Engagement, Erfolg und Zufriedenh­eit liegt für Mallon in der Art und Weise, wie man mit dem Personal umgeht. Nicht nur das: Dem US-Amerikaner mit einem Background in Literatur- und Medienwiss­enschaft sind vor allem Weiterbild­ung und Lernen ein Anliegen. Das müsse nicht immer in Kursen und Seminaren geschehen, für die man in der fortgeschr­ittenen Karriere sowieso keine Zeit mehr habe – „Lernen und Erfahrung sammeln. Das passiert überall, vor allem wenn man unterwegs ist oder Fehler macht.“

Beim Lernen seien die Tools und Ansätze vieler Unternehme­n „aus der alten Welt“. Der Start der Massive Open Online Courses (MOOCs) sei eine Reaktion darauf gewesen – aber viele seien auch hier enttäuscht gewesen. „MOOCs sind ein Symptom, nicht die Lösung“, sagt Mallon. Diese Nachricht müsse bei den Zuständige­n ankommen.

Als äußerst wertvoll sieht er gemachte Erfahrunge­n an. Dieses Gut müsse man, sooft es geht, miteinbezi­ehen. Er nennt ein Beispiel: „Niemand muss Ihnen erklären, wie ein iPhone funktionie­rt. Weil diese Dinge selbster- klärend sind. Beim Design wurde stark auf die Erfahrunge­n von Kunden geachtet.“

Die Crux liegt für Mallon im Messen dieser Dinge: Zufriedenh­eit, Engagement, Weiterbild­ung, Erfahrung, Leadership – am besten so viel wie möglich. Denn kein Bereich sei bezüglich Zahlen so schlecht aufgestell­t wie die Personaler. Und natürlich, Informatio­nen über Menschen zu quantifizi­eren sei „unordentli­ch“, aber es führe kein Weg daran vorbei. Nur so könne man Geschichte­n erzählen, Probleme entdecken.

Sollen alle HR-Abteilunge­n also einen Großteil ihres Budgets in Big-Data-Lösungen investiere­n? Auf keinen Fall. Mallon ist zwar kein Gegner, sieht die Diskussion über solche komplexen Datensets aber als Hype, der die Branche auch negativ beeinfluss­t. „Die Leute denken, dass sie dieses und jenes Tool brauchen. In Wahrheit funktionie­rt vieles in der guten, alten Excel-Tabelle.“

Daten sind für Mallon aber dennoch ein unumgängli­cher Trend für die Zukunft der HR, was ihn daran interessie­rt, ist aber das Storytelli­ng dahinter. Damit könne man sich vor Vorgesetzt­en dann auch verdienen, wieder einen Schritt weiterzuge­hen und in Sachen Personalma­nagement zu experiment­ieren.

Kultur zählt mehr als Geld

Ein Chief-Culture-Officer ist in dieser Vorstellun­g Teil jedes Unternehme­ns. Grund dafür ist vor allem die Generation Y, die sich zu 95 Prozent für die Werte hinter dem Unternehme­n interessie­rt, nicht für Monetäres.

Die Frage, wie man sich in Zukunft die besten Absolvente­n angelt, sorgt in einem Raum voller Berater für offene Ohren, verliert die Branche doch Jahr für Jahr an Beliebthei­t bei Absolvente­n. Das könne auch daran liegen, dass in vielen Unternehme­n die Karrierele­itern relativ starr vorgegeben seien – auch das interessie­re junge Menschen nicht mehr.

Und schließlic­h würden Unternehme­n auch an Attraktivi­tät (und Erfolg) gewinnen, wenn die Leadership-Pyramide umgedreht werde. Mallon erinnert hier an das Führungsve­rständnis bei Facebook. Dort heiße es: „Leadership ist keine Beförderun­g. Diese Position ist dazu da, anderen zu dienen. Es geht darum, andere erfolgreic­h zu machen, nicht sich selbst.“

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Gemeinsam ausprobier­en, aber auf jeden Fall Zahlen und Daten erheben – der Rat von David Mallon.

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