Die Expo der guten Stimmung
Die österreichischen Aussteller bei der Expo Real freuten sich über reges Investoreninteresse und gute Atmosphäre. Wie lange es so weitergehen wird, war auch abseits der Podien Gegenstand von Diskussionen.
Am Tag nach dem traditionellen Münchner Oktoberfest beginnt mit der Expo Real so etwas wie das dreitägige Oktoberfest der Immobilienbranche. Beide Festivitäten bringen überfüllte Öffis, ausgebuchte Hotels und Menschen mit laut ratternden Schiebekoffern in die Isar-Metropole. Der Unterschied: Expo-Besucher tragen Anzug, nicht Lederhose.
Unter ihnen sind traditionell viele Österreicher. Als „gut, fast schon zu gut“fassten viele der 72 heimischen Aussteller die Expo Real zusammen, die am Mittwoch zu Ende ging. Wie immer, wenn die Investoren Schlange stehen, wurde auch heuer im kleinen Kreis diskutiert, ob es denn ewig so weitergehen wird – oder ob sich nicht wieder eine Blase aufbaut.
„So eine Zeit wie jetzt gab es noch nie“, freute sich Karl Bier, CEO des österreichischen Immobilienentwicklers UBM. Die Zinsen seien auf einem historischen Tiefstand, das Interesse an Immobilien groß – selbst wenn diese noch nicht gebaut sind. Manchem Investor reiche schon eine Baugenehmigung. „Investoren wollen sich derzeit möglichst früh Objekte sichern.“Zumindest für ein Jahr werde es wohl noch so weitergehen, meinte Bier (und nicht nur er). Die Expo nennt er „eine Kontaktbörse, die ihresgleichen sucht“. Warimpex-CEO Franz Jurkowitsch sieht das genauso: „Drei intensive Tage auf der Expo Real ersparen uns viele Einzeltermine und Einzelreisen.“
Interessenten aus Asien
„Wer in Österreich präsent ist, muss auf die Expo“, bestätigte auch Herbert Logar, Chef der ÖBBImmobilien. Der österreichische Markt werde für größere Projekte recht eng, internationale Messen seien eine gute Gelegenheit, Projekte zu präsentieren. Im Fall der ÖBB waren das heuer beispielsweise das „Blaue Haus“hinter der BahnhofCityWest oder das Projekt Elisabethstraße 9 im ersten Bezirk.
Zufrieden zeigte man sich auch bei EHL Immobilien. Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter, sprach von „guter Stim- mung“. Statt Smalltalk habe es diesmal oft gleich sehr konkrete Gespräche mit Investoren gegeben – darunter seien diesmal nicht nur „die üblichen Verdächtigen“gewesen, etwa deutsche Fonds, sondern auch Investoren aus Asien und Australien. Über „fantastisches“Feedback freute sich auch Messechef Klaus Dittrich. Die Messe sei der richtige Ort, um brennende Themen wie Digitalisierung, Demografie und bezahlbares Wohnen zu diskutieren.
Freilich passiert das auf so einer Messe stets aus Sicht der Investoren. Das Urban Land Institute (ULI) präsentierte etwa eine Studie über unterschiedliche Ansätze für Verdichtungsprojekte in sechs europäischen Metropolen, die sich in verschiedenen Entwicklungszyklen befinden. Hintergrund der Studie war, die „Städte mit Investitionspotenzial“zu erkennen.
So wie sie begonnen hatte, so endete die Messe mit ratternden Trolleys sowie vollen S-Bahnen und Flughafenbussen am Mittwochnachmittag. Insgesamt waren 37.800 Teilnehmer aus 73 Ländern bei der Expo Real 2015 mit dabei – 900 mehr als 2014. Der Termin für das nächste Branchentreffen steht bereits fest, die ersten Hotelzimmer werden schon reserviert sein: Die Expo Real 2016 steigt von 4. bis 6. Oktober.