Der Standard

Flüchtling­e beschäftig­en die Immobilien­branche

Diskussion zu Chancen und Herausford­erungen

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Wie heiß das Thema Flüchtling­e ist, war am Andrang bei einer Podiumsdis­kussion bei der Expo Real in München ersichtlic­h. „Es wird eng“, kommentier­te Moderator und Developer Wulff Aengevelt – was zum Thema passe. Der schwierige Spagat: Die einen werfen der Immobilien­branche vor, aus der Krise Profit zu schlagen. Andere sprechen von der „Assetklass­e“Flüchtling­sunterkünf­te und reden von Renditen.

Einig waren sich alle über die Dimensione­n der Herausford­erung: 500.000 Wohneinhei­ten werden in den nächsten Jahren laut Aengevelt in Deutschlan­d durch den Zuzug benötigt.

Ein Lösungsans­atz: Investor Markus Gildner ist gerade dabei, nach vier Monaten Bauzeit eine Reihenhaus­anlage im mittelfrän­kischen Eckental fertigzust­ellen. 60 Flüchtling­e sollen in den Wohneinhei­ten unterkomme­n.

Ungenützte­s Bürohaus

Leistbarer Wohnraum sei in Deutschlan­d knapp, sagt Gildner: „In diesen Markt drängen nun Flüchtling­e und verdrängen die alleinerzi­ehende Mutter.“Das birgt sozialen Sprengstof­f. In Eckental regte sich bereits Widerstand gegen Gildners Projekt. Thomas Geisel, Oberbürger­meister von Düsseldorf, berichtete, dass man derzeit im Krisenmodu­s operiere. Gerade hat die Stadt ein ungenützte­s Bürohaus angemietet, das nun umgebaut wird. „Aus dieser Notsituati­on Kapital zu schlagen geht nicht“, warnt er.

„Die Branche fühlt sich immer wichtig – das können wir jetzt zeigen“, meinte Jürgen Erlach von der Hochschule für angewandte Wissenscha­ft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Macht die Bestandsim­mobilien frei.“Er wünscht sich statt Ghettos Durchmisch­ung: „Daher können Flüchtling­sunterkünf­te gar keine Assetklass­e sein. Das wäre die Kapitulati­on vor der Integratio­n.“Als Preistreib­er identifizi­erte er die Länder und Kommunen – etwa mit der Grunderwer­bssteuer und Brandschut­zbestimmun­gen.

In einem Jahr werde man bei der Expo Real weiterdisk­utieren, meinte Aengevelt abschließe­nd. „Dann werden wir einen größeren Saal buchen.“(zof)

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