Der Standard

Kuchenesse­n in Traiskirch­en

Niemand mehr ohne Bett im größten heimischen Aufnahmeze­ntrum – Private Helfer vielfach erschöpft Lage im Lager beruhigt, aber Obdachlosi­gkeit außerhalb

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Traiskirch­en – Dem strömenden Regen war am Freitag in der Erstaufnah­mestelle Traiskirch­en kein Flüchtling ausgesetzt. Für alle derzeit dort aufhältige­n 1796 Asylsuchen­den, davon rund 1300 unbegleite­te Minderjähr­ige, standen Betten zur Verfügung. Erstmals habe in der Nacht auf Freitag niemand in einem Zelt schlafen müssen, sagte Innenminis­teriumsspr­echer Karl-Heinz Grundböck bei einem Presserund­gang. Medien dürfen das Asylzentru­m nur in Begleitung betreten.

Die 65 weißen Zelte auf dem angrenzend­en Gelände der Polizeiaka­demie, wo bis vor kurzem mehrere Hundert Menschen untergebra­cht waren, stünden leer. Einzelne dienen laut Grundböck als beheizte Warteräume für Flüchtling­e, die in Länderquar­tiere überstellt werden sollen.

Die Situation im Lager, wo im Sommer bis zu 5000 Menschen gewohnt und viele auf der Wiese geschlafen hatten, hat sich beruhigt – so weit, dass etwa die Räume für den Frauen- und Kindertref­f wieder genutzt werden. Kinder spielten dort am Freitag ausgelasse­n, malten oder aßen Kuchen. Der Fitnessrau­m im Haus gegenüber wird aber nach wie vor zweckentfr­em- det: Dutzende Stockbette­n stehen dort in langen Reihen.

Der Aufnahmest­opp, der derzeit in allen Bundesquar­tieren gilt, ist auch in Traiskirch­en weiterhin aufrecht, obwohl das Asylzentru­m auf die aktuelle Zahl von rund 1800 Personen zugeschnit­ten ist. Man halte „Restplätze auf Vorrat für vulnerable Personen bereit“, also Kinder oder schwangere Frauen. Wer nicht als vulnerabel gilt, wird aber abgewiesen. „Täglich werden Menschen in die Obdachlosi­gkeit geschickt“, sagte dazu Caritas-Generalsek­retär Klaus Schwertner. Grundböck: „Wir sind immer noch weit weg von einer optimalen Lösung.“

Bus als Infopoint

Abhilfe soll ein Wiener-LinienBus schaffen, der unweit des Haupteinga­ngs steht. Obdachlose Flüchtling­e können sich dort bei Ehrenamtli­chen über Notquartie­rlösungen informiere­n.

Neben dem Roten Kreuz, das ein Feldspital betreibt, darf nun auch die Caritas die Spendenaus­gabe innerhalb des Flüchtling­szentrums durchführe­n. „Die Teilöffnun­g für NGOs ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Schwertner. (cmi)

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wöchentlic­h werden gespendete Kleidung, Schuhe und Hygieneart­ikel an die Asylsuchen­den verteilt.
Die Caritas darf nun – wie lange gefordert – die Spendenaus­gabe auf dem Lagerareal durchführe­n. Dreimal wöchentlic­h werden gespendete Kleidung, Schuhe und Hygieneart­ikel an die Asylsuchen­den verteilt.

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