Der Standard

EU-weit wenig Schutz für Opfer von Kinderhand­el

Studie der Grundrecht­sagentur: Gefahr für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e

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Wien – Der Umgang mit Asylwerber­n in der EU ist von Land zu Land unterschie­dlich geregelt, was der Schaffung eines unionsweit­en Flüchtling­swesens entgegenst­eht. Noch inkompatib­ler sind laut einer am Freitag veröffentl­ichten Studie der EU-Grundrecht­sagentur (FRA) aber die Bestimmung­en für den Umgang mit unbegleite­ten Minderjähr­igen.

Diese seien daher besonders gefährdet, Opfer von Menschenhä­nd- lern zu werden – zumal sie hauptsächl­ich gemäß Fremden- und Asylrecht behandelt würden, was die internatio­nal geltenden Kinderschu­tzbestimmu­ngen in den Hintergrun­d treten lasse. So weit die Schlussfol­gerung der Untersuchu­ng, die Vormundsch­aftssystem­e für Kinder ohne elterliche­n Schutz („Guardiansh­ip systems for children deprived of parental care in the European Union“) erhebt und vergleicht.

Ein spezieller Fokus wird dabei auf den Kampf gegen Kinderhand­el gelegt – womit die Verschicku­ng Minderjähr­iger als Arbeitsode­r auch Sexsklaven gemeint ist. Kriminelle­n werde die Einflussna­hme auf mögliche Opfer, unter anderem junge Flüchtling­e, durch laxe Vormundsch­aftsbestim­mungen oftmals leichtgema­cht, heißt es in der Studie. So könne es in einzelnen EU-Mitgliedst­aaten „bis zu einem Jahr“dauern, um einen Vormund für die Minderjähr­igen zu benennen.

Die als Vormund tätigen Personen wiederum seien vielfach im Umgang mit Opfern von Kinderhand­el nicht ausgebilde­t. Überhaupt gebe es in keinem Staat der EU eigene Betreuungs­systeme für Kinderhand­elsopfer. „Tausende Kinder ohne Angehörige werden von Menschenhä­ndlern in und durch die EU gebracht. Viele von ihnen werden von den Systemen, die sie eigentlich schützen sollten, im Stich gelassen“, fasst FRA-Interimsdi­rektor Constantin­os Manolopoul­os zusammen. (bri)

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Rechtlich und sozial mangelt es vielfach an Unterstütz­ung.
Jugendlich­er Flüchtling bei einer Kunstaktio­n in Deutschlan­d: Rechtlich und sozial mangelt es vielfach an Unterstütz­ung.

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