Erfolgsgeschichte mit 700 Millionen Ausnahmen
Die extreme Armut geht deutlich zurück. Doch während China Erfolge feiert, bleibt Subsahara-Afrika das Armenhaus der Welt. Entwicklungsziele sind hilfreich, entscheidend ist aber nationale Politik.
Wien – Welthungertag (Freitag), Internationaler Tag für die Beseitigung der Armut (Samstag), Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises an Angus Deaton, unter anderem für seine Verdienste um die Armutsforschung (Montag): Die Woche brachte gleich mehrere Anlässe, sich das in Zahlen gegossene Elend der Welt in Erinnerung zu rufen. Ein aktueller Bericht der Weltbank zeigt: Noch immer müssen weltweit 700 Millionen Menschen mit weniger als 1,90 Dollar am Tag auskommen. Das ist die aktuelle Messlatte, anhand der extreme Armut definiert wird. Eine ernüchternd große Gruppe profitiert also nicht von dem, was die internationale Gemeinschaft als großen Erfolg feiert. Die extreme Armut konnte in den vergangenen 20 Jahren nämlich deutlich zurückgedrängt werden: von rund 37 Prozent der Weltbevölkerung im Jahr 1990 auf aktuell rund zehn Prozent.
Vor allem China lieferte Stoff für Erfolgsstorys. Vor 25 Jahren war fast jeder vierte Chinese unterernährt, heute nur mehr jeder zehnte. Dabei wuchs die Bevölkerung in diesem Zeitraum von 1,19 auf 1,43 Milliarden Menschen an. Der Anteil der untergewichtigen Unter-5-Jährigen hat sich nahezu auf ein Viertel reduziert, auf aktuell 3,4 Prozent.
Laut Axel Dreher, Entwicklungsökonom an der Universität Heidelberg, waren vor allem Chinas schrittweise Liberalisierung und die Integration in den Welthandel entscheidend. Von China könne man lernen, ein simples Kopieren sei aber falsch. „Viele kleine Entwicklungsländer hängen viel stärker von den Industrieländern ab als China“, sagt Dreher.