Der Standard

Verkehrsmi­nisterium lagerte Fahrzeugpr­üfungen aus

Asfinag fährt nun selbst mit mobilen Prüfzügen – Budget halbiert – VW verkauft weniger Autos

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Wien – Rasend viel am Hut mit Abgaskontr­ollen scheint das österreich­ische Verkehrsmi­nisterium auch nach der VW-Abgasaffär­e nicht zu haben. Diesen Eindruck vermittelt zumindest der Bundeshaus­halt 2016. Der für Unterwegsk­ontrollen zuständige­n Bundesanst­alt für Verkehr (BAV) wird das dafür notwendige Budget deutlich gekürzt. Der „Aufwand für Werkleistu­ngen“sinkt von 3,431 auf 1,716 Millionen Euro.

Im Verkehrsmi­nisterium weist man den Vorwurf, notwendige Fahrzeugko­ntrollen würden nicht mehr durchgefüh­rt, zurück. Dafür zuständig sei seit Sommer die Asfinag, an sie habe man die vier mobilen Prüfzüge im Zuge der Verwaltung­sreform ausgelager­t. Sie führe künftig die Überprüfun­gen durch, wobei es ausschließ­lich um Lkw geht, nicht um Pkw. Damit zahlen sich Lkw-Maut- und Vignettenz­ahler die Kfz-Tests also selber.

Bleibt die Frage, warum die Personalko­sten im BAV-Budget steigen, obwohl mit den Prüfzügen auch 30 Techniker zur Asfinag wechselten, wie am 26. Juni via Aussendung verkündet wurde. Dem sei nicht so gewesen, hieß es am Freitag auf STANDARD- Anfrage, nur vier Prüfer seien weg, der Rest nach wie vor im Ministeriu­m. Sie seien mit anderen Aufgaben betraut worden, hieß es.

„Minister Stöger ist wenig glaubwürdi­g“, kritisiert der Grünen-Verkehrssp­recher Georg Willi. „Er kündigt eine genaue behördlich­e Überwachun­g des VW-Rückrufs an, der mit solchen Prüfungen befassten Bundesanst­alt für Verkehr werden aber gleichzeit­ig die Hälfte der freien Mittel gestrichen.“Das Ministeriu­m kontert, Österreich führe auch im Zuge der VW-Affäre keine eigenen Abgastests durch. Die maßgeblich­e Behörde sei das Kraftfahrt­bundesamt in Flensburg, dort würden europäisch­e Typengeneh­migungen vergeben. Detto bei den Fahrzeugrü­ckrufen. Die angekündig­ten 330.000 Rückrufe von Diesel-Kfz wird VW gar nicht allein durchführe­n können. Hat der Erstkäufer den Wagen weiterverk­auft, verfügt Porsche Austria nicht notwendige­rweise über die Daten des neuen Fahrzeugha­lters. Die Aktion werde in enger Abstimmung mit Polizei, Bezirkshau­ptmannscha­ft und Verkehrsam­t gemacht, versichert ein Sprecher Stögers.

Der deutsche Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) prüft unterdesse­n schärfere Regeln für die Software von Automotore­n. Die künftigen EU-Zulassungs­vorschrift­en sollten das Erkennen und Verhindern „rechtswidr­iger Abschaltei­nrichtunge­n“der Abgasreini­gung enthalten, schreibt der Spiegel. Gut möglich also, dass die Hersteller Prüfern des TÜV ihre Software bei der Abnahme neuer Pkw offenlegen müssen. Die manipulier­te VW-Software ist laut Kraftfahrt-Bundesamt eine solche unzulässig­e Abschaltei­nrichtung.

VW spürt inzwischen die Folgen der Abgasaffär­e: Im September sank die Nachfrage in Schwellenl­ändern wie China, es wurden um 1,5 Prozent weniger als im Vorjahresz­eitraum. Seit Jahresbegi­nn schrumpfte der weltweite Absatz um 1,5 Prozent auf 7,43 Millionen Fahrzeuge.

Für Recht und Ordnung sorgen wird in VW-Vorstand und Konzern künftig die Rechtschef­in von Daimler: Christine HohmannDen­nhardt übernimmt im Jänner den Vorstandsp­osten für Unternehme­nsintegrit­ät. (ung, Reuters)

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