Strauss-Kahn wieder im Visier der Justiz
Gegen den früheren Währungsfondschef Dominique Strauss-Kahn wird wegen Betrugsverdachts ermittelt. Das schmälert das Gewicht seiner Wirtschaftsratschläge für Frankreich.
Diesmal ist es kein Sexskandal. Es ist schlimmer: Jetzt ist der Ruf von Dominique Strauss-Kahn (DSK) als Finanzexperte bedroht. Der Exchef des Internationalen Währungsfonds (IWF) und französische Präsidentschaftskandidat, heute noch Budgetberater von Ländern wie Serbien, muss sich gegen den Vorwurf der unsauberen Geschäftsführung verteidigen.
Zwei frühere Investoren haben seit Juli Gerichtsklage wegen Betrugs, Veruntreuung und Fälschung gegen das Investmentunternehmen Leyne, Strauss-Kahn und Partner (LSK) eingereichtIhm stand DSK als Verwaltungsratspräsident vor, er selbst hielt 20,2 Prozent der Anteile. Sein Luxemburger Tochterunternehmen Assya hatte für 156 Anleger gut 100 Millionen Euro angelegt, Ende 2014 aber Konkurs angemeldet. Strauss-Kahn legte sein Mandat daraufhin nieder. Drei Tage später brachte sich sein Geschäftspartner Thierry Leyne in Israel um.
Seither versuchen die Anleger, wenigstens einen Teil ihres Geldes zurückzuerhalten. Der Franzose Jean-François Ott und der Mazedonier Jordan Trajkov, zwei Geschäftsmänner, die 500.000 und 400.000 Euro in LSK investiert hatten, gehen mit ihrer Strafklage voran. Die Pariser Staatsanwaltschaft hat die örtliche Finanz- brigade mit Vorermittlungen betraut. In einem ersten Schritt muss sie die Zuständigkeit klären, da LSK in Luxemburg eingeschrieben war und Strauss-Kahn in Marokko steuerpflichtig ist. Abzuklären ist sodann, wie viel DSK „wusste“. Laut seinem Anwalt war Leyne alleiniger Geschäftsführer; Strauss-Kahn sei von diesem ge- täuscht worden, weshalb er seinerseits Klage gegen LSK eingereicht habe. Die beiden Klagsführer behaupten jedoch gemäß Klagsschrift, Strauss-Kahn habe als Verwaltungsratspräsident „über Informationen aus erster Hand verfügt“und die unerlaubten Investitionen „mit seinem Schweigen gedeckt“.
In Tochterbetriebe investiert
Unerlaubt waren sie, weil LSK die aufgenommenen Gelder entgegen den Statuten in eigene Tochterunternehmen investierte. Darunter war ein unwägbares Immobilienunternehmen Leynes. Der Schweizer Investmentfonds Insch hatte dies schon 2013 kritisiert und seinen Einsatz zurückerhalten, als der Fondsleiter mit einer Gerichtsklage drohte. Hellhörig geworden, verlangte auch eine Luxemburger Niederlassung der Basler-Versicherung ihren Einsatz von zwei Millionen Euro zurück. Im Oktober 2014 erhielt sie vor einem Luxemburger Gericht Recht, worauf die ganze LSKKonstruktion wie ein Kartenhaus zusammenbrach.
Ein Klägerargument lautet, Strauss-Kahn habe seine eigene Tochter Vanessa bei LSK anstellen wollen; das belege seine enge personelle Verflechtung mit dem ganzen Fonds. DSK zieht daraus im Gegenteil das Argument, dass er kaum Familienangehörige in das Unternehmen aufgenommen hätte, wenn er um die verdeckten Machenschaften seines Partners gewusst hätte.