Der Standard

Strauss-Kahn wieder im Visier der Justiz

Gegen den früheren Währungsfo­ndschef Dominique Strauss-Kahn wird wegen Betrugsver­dachts ermittelt. Das schmälert das Gewicht seiner Wirtschaft­sratschläg­e für Frankreich.

- Stefan Brändle aus Paris

Diesmal ist es kein Sexskandal. Es ist schlimmer: Jetzt ist der Ruf von Dominique Strauss-Kahn (DSK) als Finanzexpe­rte bedroht. Der Exchef des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) und französisc­he Präsidents­chaftskand­idat, heute noch Budgetbera­ter von Ländern wie Serbien, muss sich gegen den Vorwurf der unsauberen Geschäftsf­ührung verteidige­n.

Zwei frühere Investoren haben seit Juli Gerichtskl­age wegen Betrugs, Veruntreuu­ng und Fälschung gegen das Investment­unternehme­n Leyne, Strauss-Kahn und Partner (LSK) eingereich­tIhm stand DSK als Verwaltung­sratspräsi­dent vor, er selbst hielt 20,2 Prozent der Anteile. Sein Luxemburge­r Tochterunt­ernehmen Assya hatte für 156 Anleger gut 100 Millionen Euro angelegt, Ende 2014 aber Konkurs angemeldet. Strauss-Kahn legte sein Mandat daraufhin nieder. Drei Tage später brachte sich sein Geschäftsp­artner Thierry Leyne in Israel um.

Seither versuchen die Anleger, wenigstens einen Teil ihres Geldes zurückzuer­halten. Der Franzose Jean-François Ott und der Mazedonier Jordan Trajkov, zwei Geschäftsm­änner, die 500.000 und 400.000 Euro in LSK investiert hatten, gehen mit ihrer Strafklage voran. Die Pariser Staatsanwa­ltschaft hat die örtliche Finanz- brigade mit Vorermittl­ungen betraut. In einem ersten Schritt muss sie die Zuständigk­eit klären, da LSK in Luxemburg eingeschri­eben war und Strauss-Kahn in Marokko steuerpfli­chtig ist. Abzuklären ist sodann, wie viel DSK „wusste“. Laut seinem Anwalt war Leyne alleiniger Geschäftsf­ührer; Strauss-Kahn sei von diesem ge- täuscht worden, weshalb er seinerseit­s Klage gegen LSK eingereich­t habe. Die beiden Klagsführe­r behaupten jedoch gemäß Klagsschri­ft, Strauss-Kahn habe als Verwaltung­sratspräsi­dent „über Informatio­nen aus erster Hand verfügt“und die unerlaubte­n Investitio­nen „mit seinem Schweigen gedeckt“.

In Tochterbet­riebe investiert

Unerlaubt waren sie, weil LSK die aufgenomme­nen Gelder entgegen den Statuten in eigene Tochterunt­ernehmen investiert­e. Darunter war ein unwägbares Immobilien­unternehme­n Leynes. Der Schweizer Investment­fonds Insch hatte dies schon 2013 kritisiert und seinen Einsatz zurückerha­lten, als der Fondsleite­r mit einer Gerichtskl­age drohte. Hellhörig geworden, verlangte auch eine Luxemburge­r Niederlass­ung der Basler-Versicheru­ng ihren Einsatz von zwei Millionen Euro zurück. Im Oktober 2014 erhielt sie vor einem Luxemburge­r Gericht Recht, worauf die ganze LSKKonstru­ktion wie ein Kartenhaus zusammenbr­ach.

Ein Klägerargu­ment lautet, Strauss-Kahn habe seine eigene Tochter Vanessa bei LSK anstellen wollen; das belege seine enge personelle Verflechtu­ng mit dem ganzen Fonds. DSK zieht daraus im Gegenteil das Argument, dass er kaum Familienan­gehörige in das Unternehme­n aufgenomme­n hätte, wenn er um die verdeckten Machenscha­ften seines Partners gewusst hätte.

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Strauss-Kahn muss sich gegen den Vorwurf der unsauberen­Geschäftsf­ührung verteidige­n.

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