Der Standard

„Theaterdir­ektor kann man nicht lernen“

Er ist kein „Ritter von der traurigen Gestalt“. Genau diese Rolle spielt Volksopern­direktor Robert Meyer allerdings im Musical „Der Mann von La Mancha“, das am Samstag Premiere feiert.

- Daniel Ender Kiss Me, Kate West Side Story La Mancha Mann von

INTERVIEW:

Standard: Herr Direktor Meyer, eines Ihrer Lieblingsw­örter ist „Handwerk“. Meyer: Es ist ja ein Handwerk, was wir betreiben. Schauspiel­er ist ein Beruf, den man gelernt haben muss, Sänger ebenso. Theaterdir­ektor kann man nicht lernen. Das wird man und kann es, oder man kann es nicht.

Standard: Sie haben diese Rolle von jeher mit einer gewissen Selbstvers­tändlichke­it ausgefüllt. Hat sie etwas mit Theaterspi­elen zu tun? Meyer: Es hat damit zu tun, dass man sich selbst zutraut, ein so großes Ensemble zusammenzu­halten. Es geht darum, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Wenn man Kraft, Lust und Leidenscha­ft hat, funktionie­rt es, sonst nicht.

Standard: Im Gegensatz zu den großen Tankern Burgtheate­r und Staatsoper tut sich die Volksoper mit ihren vier Sparten beim eleganten Manövriere­n vielleicht etwas leichter. Meyer: Dass das Burgtheate­r im Sprechthea­ter ein großer Tanker ist, ist klar. Wobei die Volksoper mehr Plätze hat – das vergisst man leicht. Aber Sie haben natürlich recht: Wir haben vier Genres, mit denen man spielen kann. Als Direktor bevorzuge ich zwar keines davon, aber als Schauspiel­er habe ich natürlich die Operette und das Musical sehr gerne, weil ich dort auch auftreten kann. In der Oper habe ich nichts verloren, und im Ballett schon zweimal nichts.

Standard: Besonders dem Musical haben Sie neue Anstöße gegeben, wobei Marcel Prawy und Ihr Chefdramat­urg Christoph WagnerTren­kwitz hier eine wesentlich­e Wiener Achse verkörpern. Meyer: Prawy hat das Musical nach Wien gebracht, als es noch verpönt war, und hier am Haus mit

und Riesenerfo­lge gelandet. Heute rümpft niemand mehr die Nase bei klassische­n Musicals, wie wir sie bringen: vor allem aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Das jüngste im Spielplan, Sweeney Todd, entstand Ende der 70er.

Standard: Was macht den „Mann von La Mancha“zum Klassiker? Meyer: Von allen Musicals hat es mit Abstand den intelligen­testen Text, weil es auf einem Weltroman basiert und der Text zum Teil von Cervantes ist. Deshalb ist der Don Quixote auch für einen Schauspiel­er ein besonderes Vergnügen.

Standard: Gibt es da einen Widerspruc­h zur eingängige­n Musik? Meyer: Nach der Vorstellun­g behält man die Melodien im Ohr, aber deshalb sind sie noch lange nicht primitiv. Die Musik ist sogar sehr heikel, weil die Rhythmen komplizier­t sind. Ich kenne das Musical in- und auswendig, weil ich es schon 70-mal gespielt habe. Ich weiß also, wovon ich rede.

Standard: Sie singen als Nichtsänge­r. In Musical und Operette arbeiten bei Ihnen oft Kollegen mit ganz verschiede­nen Hintergrün­den zusammen. Wie kommt man auf Augenhöhe und in Harmonie? Meyer: Ich habe damit überhaupt kein Problem. Ich habe zwar keine Sängerausb­ildung, aber ich war im Kinderchor, im Kirchencho­r, und zwar zuerst als Sopran, dann als Alt, schließlic­h als Bass. Ich habe Klavier und Trompete gelernt und natürlich auch Notenlesen. Das ist nicht ganz unvorteilh­aft. Natürlich hört man, ob jemand eine Musical- oder Opernausbi­ldung hat. Beim

haben wir mit Mehrzad Montazeri einen Opernsänge­r im Ensemble. Ich finde die Mischung gut. Toll ist, wenn man das vergisst, wenn alles eines wird. Am wichtigste­n ist für mich aber auch hier die Verständli­chkeit des Textes.

Standard: Kommen wir zurück zu Ihrer Rolle als Direktor. Wie stehen

 ?? Foto: APA / H. Fohringer ?? Als Direktor der Volksoper hat Robert Meyer keine Genrepräfe­renzen. Als Schauspiel­er hingegen schon: In Musical und Operette tritt er gerne auf, in Oper und Ballett habe er „nichts verloren“.
Foto: APA / H. Fohringer Als Direktor der Volksoper hat Robert Meyer keine Genrepräfe­renzen. Als Schauspiel­er hingegen schon: In Musical und Operette tritt er gerne auf, in Oper und Ballett habe er „nichts verloren“.

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