Nase und Ohren zu, Augen auf!
Die Messe taumelt dem Friedenspreis entgegen, der an Navid Kermani geht
Es ist wieder wärmer geworden. So entschließt man sich, umwölkt von Desinfektionsmittelgeruch den Eingeweiden des Frankfurter Bahnhofes entstiegen, wo man „Wildpinklern“mithilfe modernster Technik den Kampf ansagt, zum fünfminütigen Spaziergang zum Messegelände.
Dort wartet schon der indonesische Kollege. Ihm ist immer noch kalt, nicht nur, weil es an den paar Tischen zieht, die man unter der Devise „Pressezentrum neu“in die Gänge des Congresszentrums gestellt hat. Auch die deutsche Sprache, das gibt der Kollege aber nur durch die Blume und in melodischem Englisch zu verstehen, klingt für ihn ungefähr so erwärmend wie ein eingefrorener Wasserfall. Nase und Ohren zu lautet also das Motto für diesen Tag an der Messe, die mit der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels ihrem Höhepunkt am kommenden Sonntag entgegentaumelt.
Heuer geht die Auszeichnung, die seit 1950 jährlich an eine Per- sönlichkeit vergeben wird, „die in hervorragendem Maße (...) durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat“, an Navid Kermani.
Dieser hat sich, was den Friedensgedanken betrifft, als Schriftsteller, Orientalist und Reporter gleich auf allen drei „Gebieten“hervorgetan. Seit langem gehört er zu jenen, die sich nicht nur geopolitisch, sondern auch persönlich und als Bürger mit der Gegenwart auseinandersetzen. Und zwar stets mit offenem Blick und Visier. die Aktien beim Kasino am Schwarzenbergplatz, das zu einer neuen Spielstätte werden soll? Meyer: Wir planen für dort ab der nächsten Spielzeit eine Produktion pro Saison. Ich möchte dort ausnahmslos zeitgenössische Oper zeigen, kleinere Stücke, weil das Riesenhaus Volksoper für Zeitgenössisches nicht wirklich geeignet ist – das Publikum dafür haben wir in diesem Ausmaß einfach nicht. Im Kasino kann ich hoffen, ein neues Stück zehn- bis zwölfmal zu füllen. Das ist mein Plan, den ich mit Karin Bergmann umsetzen möchte.
Standard: Die Volksoper hat jüngst noch ein ganz anderes Haus unter ihre Fittiche genommen. Sie wissen, auf welches ich anspiele ... Meyer: Natürlich. Anlässlich der Flüchtlingskatastrophe haben wir uns gefragt, was wir beisteuern können, und uns etwas überlegt, das längerfristig Wirkung hat: Wir werden ein Haus des DiakonieFlüchtlingsdiensts für unbegleitete Minderjährige dauerhaft unterstützen. Viele unserer Mitarbeiter haben sich entschlossen, monatlich einen Teil ihrer Gage zu spenden. Wir helfen, das Haus herzurichten, und werden ganz gezielt Sachspenden sammeln. Und natürlich möchten wir mit den Jugendlichen Zeit verbringen, um ihnen die Integration zu erleichtern.
ROBERT MEYER (geb. 1953) ist (Burg-) Schauspieler und Regisseur. Seit 2007 leitet der Allrounder die Volksoper Wien und wird dies noch bis mindestens 2022 tun.