Hochmut verleiht keine Flügel: Andreas Duscha
Als „Projektionsfläche der Verführung“beschreibt Cathérine Hug im Aufsatz zu Andreas Duschas künstlerischen Arbeiten die spiegelnden Fassaden der modernen Wolkenkratzer. Die ästhetische Geste sei „bewusste Beherrschungsstrategie der Mächtigen“, denn das moderne Postulat der Transparenz wirkt nur von innen nach außen. Draußen kann sich der Narziss nur im eigenen Spiegelbild sonnen.
Es sind diese Aspekte von Autorität und Eitelkeit, die auch Andreas Duscha (geb. 1976 in Heidenheim a. d. Brenz) an den protzigen Glasbauten unserer Tage interessieren. Die Visualisierungen von Herrschaft und Potenz verwandeln sich bei Duscha aber in Beispiele der Anmaßung.
Man muss an Ikarus denken, dessen Höhenflug ihm die wächsernen Flügel schmolz, denn Duscha hat genau jene Gebäude ausgesucht, die es zu weit getrieben haben, etwa das Federal Building in San Francisco oder der Walkie Talkie Tower in London. Deren Problem: Die Glasfassade bündelt und reflektiert das Licht mitunter so, dass es zu Schmelzungen und Verbrennungen kommt.
Den blinden Hochmut von Bauherren und Architekten hat Duscha in der Installation (2014) wunderbar übersetzt: Er belichtet die Fassadenfotos auf Spiegel, die er in einem traditionellen Verfahren hergestellt hat. Daher werden diese mit der Zeit blind. Eine passende Metapher für diese Ikarusse der Gegenwart.