Bauen für die Endlichkeit: Hannes Zebedin
Sechs Jahre ist es her, dass er mit einer vandalistischen Geste einen doch sehr abgeschlossenen Raum der Kunst öffnete: Hannes Zebedin (geb. 1976 in Lienz) warf Steine durch die Fensterscheiben der Secession, zitierte also die Ästhetik eines politisch motivierten Akts und hob so auf einer symbolischen Ebene die Trennung zum öffentlichen Raum auf. Denn das ist das Feld, auf dem jene gesellschaftspolitischen Strukturen und Kräfte zum Tragen kommen, die Zebedin in seinen Arbeiten sichtbarzumachen, zu analysieren sucht.
Fundstücke mit Geschichte
Es ist auch der Raum, in dem Zebedin die leeren Kabelmäntel für seine Plastik Endkuppel (2015) fand. Ein skulpturales Objekt, das die Geschichte transportiert, die für Zebedin eigentlich schon dem auf der Straße gefundenen Material eingeschrieben ist. Es erzählt von den Kupferdieben, die das Buntmetall aus den Kabeln lösen. Ein Delikt, aber auch ein Akt der Verzweiflung, denn lukrativ ist das nur im großen Stil (pro Kilogramm rund fünf Euro).
Die nutzlos gewordenen Hüllen, für Zebedin Zeugnisse einzelner Schicksale, verwandelt er in eine Architektur: Prekär und instabil, versinnbildlicht der Unterschlupf die Perspektivlosigkeit und „Endlichkeit“. Ein Begriff, den Zebedin mit dem Spätkapitalismus verknüpft. Wie es um Ökonomie, Ökologie und Politik in diesen Tagen bestellt ist, spitzt er in seinen Arbeiten zu und stellt die Frage nach einem „tatsächlichen, ehrlich gemeinten Wandel“. (kafe)