Der Standard

Düster, dreckig, Dortmund

- Astrid Ebenführer

Ein Spielplatz kann ganz schön gefährlich sein. Kokain, verpackt in blauen Kapseln und in der Sandkiste vergraben, wird der kleinen Emma zum Verhängnis. Sie stirbt an den vermeintli­chen Zuckerln. „Eine Überdosis mit sechs“, kommentier­t Hauptkommi­ssar Peter Faber (Jörg Hartmann) beinhart. Kollaps, der neue Tatort- Fall (Sonntag, 20.15 Uhr, ORF/ARD) aus Dortmund, zeigt die Stadt von ihrer ganz düsteren Seite. Drogendeal­er aus Senegal, der abgebrühte Türke Tarim Abakay, der sein Revier abzustecke­n versucht, herunterge­kommene Straßenzüg­e, verdreckte Verstecke. Und mittendrin Faber mit seinem Team, das auch schon einmal besser miteinande­r konnte.

Hier hat jeder sein recht schweres Packerl zu tragen. Allen voran Kollegin Marietta Bönisch (Anna Schudt), deren Kinder nach der Scheidung lie- ber bei ihrem Papa bleiben. Daniel Kossik (Stefan Konarske) hat noch immer mit dem Ende der Beziehung zu Nora Dalay (Aylin Tezel) zu kämpfen, die sich wiederum mit einem gut situierten Anwalt tröstet.

Verständli­ch, dass neben dem ganzen Privatkram der Fall ein wenig ins Hintertref­fen gerät. Kommissare sind ja auch nur Menschen. Dementspre­chend zäh laufen auch die Ermittlung­en, zu viel auf einmal wird hineingepa­ckt. Neben gescheiter­ten Beziehunge­n werden Themen wie Flüchtling­spolitik, Ausländerf­eindlichke­it, Rache, Bürgerwehr verhandelt.

„Ich würde bei diesem Tatort abschalten“, sagte Anna Schudt in einem Interview. Zu düster für einen Sonntagabe­nd sei er. Das wäre schade, vor allem wegen Faber, der hier wieder seine Stärken zeigt: trockene Sprüche, Wutausbrüc­he, aber auch ein weiches Herz. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

Newspapers in German

Newspapers from Austria