Holt den Professor heim!
Mit Schrecken sehen Sozialdemokraten die Präsidentschaftswahl nahen. Wieder einmal fehlt der SPÖ nicht nur das Geld, sondern auch der passende Kandidat. Rudolf Hundstorfer macht als Sozialminister zwar keine schlechte Figur, doch die ihn umwölkende Aura des angegrauten Apparatschiks wird auch die bunteste Kampagne nicht übertünchen. Seine Chancen gegen einen Erwin Pröll, für den die schwarzen Kohorten ob und unter der Enns marschieren: bescheiden.
Höchste Zeit für die SPÖ, sich zu einem Kandidaten abseits des ewigen Kernschichtenprogramms durchzuringen – und da bietet sich eine geradezu perfekte Lösung an: Der ehemalige grüne Parteichef Alexander Van der Bellen könnte – sofern er sich zu einem Antreten überreden lässt – eine Strahlkraft über die Parteigrenzen hinweg entfalten, von der SPÖ-Politiker nur träumen können.
Rote Unterstützung für den grünen Professor verspricht beiden Seiten Profit: Die SPÖ könnte endlich beweisen, dass sie keine geschlossene Gesellschaft ist, in der man ohne Parteibuch nichts zählt. Die Grünen hätten bei der Präsidentenwahl einen starken Apparat im Rücken, der dem an sich kampagnenmüden Altstar Beine macht.
Jene Genossen, die diese politische Adoption als Armutszeugnis auffassen, seien getröstet: Van der Bellen wechselte einst aus dem Schoß der SPÖ zu den Grünen. Es ist Zeit, dem verlorenen Sohn wieder die Tür zu öffnen.