Zeichen von Selbstaufgabe
Intern gibt es diese Überlegungen seit der bitteren Wahlniederlage in der Steiermark: Soll die SPÖ tatsächlich, wenn sich kein mehrheitsfähiger Kandidat mit tollen Beliebtheitswerten aufdrängt, mit einem teuren, aber letztlich unbedankten Präsidentschaftswahlkampf die nächste peinliche Niederlage einfahren? Die Partei würde wieder in eine Spirale negativer Nachrichten geraten, wieder würde womöglich Werner Faymanns Führungsrolle infrage gestellt.
Da wäre ein gemeinsamer Kandidat besser (und billiger), am liebsten natürlich mit dem Koalitionspartner ÖVP, notfalls auch mit den Grünen. Diese Überlegungen mögen, pragmatisch betrachtet, etwas für sich haben. Schönreden kann man sich alles. Aber das hieße, dass die Sozialdemokraten erstmals in der Zweiten Republik darauf verzichten, das erste Amt im Staate anzustreben. Das hätte eine fatale Wirkung.
Nirgendwo steht freilich geschrieben, dass man jene Kandidaten nehmen muss, die sich freiwillig melden – darin ist Hannes Androsch zuzustimmen, der diesen Automatismus bereits im Sommer im STANDARD- Interview kritisierte. Bruno Kreisky fuhr blendend damit, als er die SPÖ zwang, das ehemalige ÖAAB-Mitglied Rudolf Kirchschläger als unabhängigen Kandidaten zu unterstützen. Das sollte man wieder überlegen. Es wäre ein Signal der Öffnung. Alles andere grenzt an Selbstaufgabe.