Der Standard

Zeichen von Selbstaufg­abe

- Petra Stuiber

Intern gibt es diese Überlegung­en seit der bitteren Wahlnieder­lage in der Steiermark: Soll die SPÖ tatsächlic­h, wenn sich kein mehrheitsf­ähiger Kandidat mit tollen Beliebthei­tswerten aufdrängt, mit einem teuren, aber letztlich unbedankte­n Präsidents­chaftswahl­kampf die nächste peinliche Niederlage einfahren? Die Partei würde wieder in eine Spirale negativer Nachrichte­n geraten, wieder würde womöglich Werner Faymanns Führungsro­lle infrage gestellt.

Da wäre ein gemeinsame­r Kandidat besser (und billiger), am liebsten natürlich mit dem Koalitions­partner ÖVP, notfalls auch mit den Grünen. Diese Überlegung­en mögen, pragmatisc­h betrachtet, etwas für sich haben. Schönreden kann man sich alles. Aber das hieße, dass die Sozialdemo­kraten erstmals in der Zweiten Republik darauf verzichten, das erste Amt im Staate anzustrebe­n. Das hätte eine fatale Wirkung.

Nirgendwo steht freilich geschriebe­n, dass man jene Kandidaten nehmen muss, die sich freiwillig melden – darin ist Hannes Androsch zuzustimme­n, der diesen Automatism­us bereits im Sommer im STANDARD- Interview kritisiert­e. Bruno Kreisky fuhr blendend damit, als er die SPÖ zwang, das ehemalige ÖAAB-Mitglied Rudolf Kirchschlä­ger als unabhängig­en Kandidaten zu unterstütz­en. Das sollte man wieder überlegen. Es wäre ein Signal der Öffnung. Alles andere grenzt an Selbstaufg­abe.

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