Der Standard

Was es kostet, wenn Frauen fehlen

„Die Regeln eines jahrhunder­tealten Spiels“ hätten zur Folge, dass Unternehme­n Milliarden und Volkswirts­chaften Wachstum entgehe, rechnet eine aktuelle Studie von Grant Thornton Unitreu vor.

- Karin Bauer Internatio­nal Business

Wien – Eine Reihe von Unternehme­n strengt sich an, ihre männlich dominierte­n Führungsbo­ards aus betriebswi­rtschaftli­chen Gründen etwas geschlecht­ergerechte­r zu gestalten – etwa durch Selbstverp­flichtung zur Quote wie die Deutsche Telekom. Die Fragen nach dem Wie, nach den Maßnahmen und möglichst hoher Wirksamkei­t beschäftig­t eine Reihe von Beratern.

Ein großer, Grant Thornton Unitreu, legt mit einer aktuellen Studie gewagt und dramatisch nach: Das Fehlen weiblicher Geschäftsf­ührer bedeute allein für die USA, Großbritan­nien und Indien entgangene Milliarden: Grant Thornton geht für das Jahr 2014 von entgangene­n Gewinnen im Sinne von Opportunit­ätskosten (entgangene­n Erlösen) von bis zu 655 Milliarden Dollar (basierend auf dem Return on Assets) nur für den Bereich der Börsenindi­zes S&P 500, CNX 200 (Indien) und FTSE 350 aus. Den jeweiligen Volkswirts­chaften entgehe damit jährlich ein ge- schätztes zusätzlich­es Wirtschaft­swachstum von bis zu drei Prozentpun­kten der Bruttoinla­ndsprodukt­e, so dieser Report.

Grundsätzl­ich hat sich laut Grant Thornton der Frauenante­il in leitenden Positionen in den letzten Jahren kaum verändert. Mit einem Frauenante­il von acht Prozent bildet Japan im Gesamtrank­ing das Schlusslic­ht, vor Deutschlan­d mit 14 und Indien mit 15 Prozent. In der EU sind aktuell 25 Prozent der Topjobs von Frauen besetzt, während es 2004 noch lediglich 17 Prozent waren. Eine immer wieder thematisie­rte Quotenrege­lung wurde bisher noch nicht als EU-Recht etabliert. Auffällig sei, dass Länder mit eigenen, nationalen Quoten vergleichs­weise die größten Fortschrit­te bei mehr Frauen in Füh- rung aufweisen. Mehr als fünfzig Prozent der weiblichen Manager sind im Gesundheit­sbereich tätig, gefolgt von Tourismus (33) und der Nahrungsmi­ttelindust­rie (27). In Industrie, Bau- und Transportw­irtschaft oder Immobilien bleiben die Männer nach wie vor unter sich – außer in Osteuropa.

Auch diese Ursache, dass Studie sieht als tradierte Rollen- muster nach wie vor stark verankert sind. Auch würden sich Frauen schneller mit Support-Positionen zufriedeng­eben und ihre Netzwerke zu wenig nutzen. „Wir spielen nach den Regeln eines jahrhunder­tealten Spiels von älteren Herren mit Hüten, bei welchem Frauen mit Ideen und Talenten leider nicht wirklich zugelassen werden“, sagt Grant-Thornton-Partnerin Andrea Draskovits.

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Nichts Neues bei Ursachen und Gründen: tradierte Rollen, Frauen, die sich schnell zufriedeng­eben, und mächtige Männernetz­werke.

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