Millionenstreit um Mellach
Steirer wollen aus Verbund-Kraftwerk aussteigen
Graz – Die Beziehung zwischen dem Verbund und der Energie Steiermark steht zurzeit unter Hochspannung. Der Verbund will vom steirischen Landesenergiekonzern, bei dem kürzlich das australische Finanzinstitut Macquarie mit 25 Prozent eingestiegen ist, 83 Millionen Euro einklagen.
Der Verbund hatte in seinem Kraftwerkskomplex in Mellach bei Graz, von wo die Stadt ihre Fernwärme bezieht, nach einer einstweiligen Verfügung von 2014 das Gas-Kombikraftwerk Mellach als sogenannte „Ausfallsreserve“für das Steinkohlekraftwerk in Mellach für den Fall bereithalten müssen, dass es zu Ausfällen kommt. Ungerechtfertigt, sagte das Schiedsgericht 2015. Der Verbund sei gar nicht zur Bereithaltung einer Reservekapazität verpflichtet.
Dort hat man flugs nachgerechnet und der Energie Steiermark 83 Millionen Euro an Kosten in Rechnung gestellt. Die Energie Steiermark denkt aber nicht daran zu zahlen. Zumindest nicht so viel. Maximal einen einstelligen Millionenbetrag. Jetzt will der Verbund klagen.
„Wir verstehen durchaus, dass der Verbund finanziell schwer unter Druck ist, aber eine Sanierung des Wiener Energiekonzerns auf Kosten der Steirer kann sicher nicht stattfinden“, sagt EnergieSteiermark-Konzernsprecher Urs Harnik-Lauris.
Die Steirer wähnen sich mittlerweile am längeren Hebel sitzend. Denn als die Verbundspitze vor Jahren öffentlich darüber nachdachte, das schwer defizitäre Kraftwerk Mellach einzumotten, erarbeiteten die Grazer Stadtregierung und die Energie Steiermark einen Plan B ohne Mellach, in dem das Fernheizwerk in der Grazer Puchstraße eine zentrale Rolle spielt.
Graz will autark werden. Das wiederum passt dem Verbund offenbar nicht ganz ins Konzept, denn damit ginge der Hauptkunden verlustig, mit dem er eigentlich eine gemeinsame Lösung für Mellach basteln möchte. Auf der Homepage warnt der Verbund eindringlich vor einem Kraftwerk im Stadtgebiet, das „die Luftsituation im Luftgüte-Sanierungsgebiet noch weiter verschlechtert“.
Der Verbund möchte den Klotz Mellach natürlich am liebsten loswerden oder eben mit der Energie Steiermark und einem Investor eine Fernwärmeversorgungs-Lösung für Graz „zu Marktpreisen“, wie es heißt, aushandeln. Wenn die Steirer nicht demnächst einlenken, werde in jedem Fall geklagt, sagt Verbund-Sprecherin Ingun Metelko. Im Übrigen: Für die laufende Heizperiode hätten die Steirer keine Ausfallsreserve parat.