Der Standard

Zynisches Spiel der Mächte

- Gianluca Wallisch

Die Charaktere mögen andere sein, deren Charakter jedoch ist gleich: So wie in Deutschlan­d die Kanzlerin wegen ihrer Willkommen­skultur für syrische Kriegsflüc­htlinge von der bayerische­n CSU geprügelt wird, so fordern nun auch in den USA dutzende Gouverneur­e, Senatoren und Kongressab­geordnete einen Aufnahmest­opp für Schutzsuch­ende. Sie gehen in Fundamenta­loppositio­n zur ohnehin schon bescheiden­en Festlegung Washington­s, im kommenden Jahr 10.000 Syrer aufnehmen zu wollen. Das ist beschämend. Auf zynische Weise wird ausgeblend­et, dass die USA nicht gänzlich unschuldig sind an der katastroph­alen Lage im größeren regionalen Umfeld.

Auch der neue kanadische Premiermin­ister Justin Trudeau bekommt, nur wenige Tage nach seiner Amtseinfüh­rung, schon einen eisigen Gegenwind zu spüren: Sein Plan, bis Jahresende 25.000 Flüchtling­e aufzunehme­n, stößt auf Widerstand mehrerer Provinzgou­verneure.

Sie alle berufen sich auf „Sicherheit­sbedenken“– ein Argument, das den ohnehin schon viel zu selten gewordenen humanen Impetus von Merkel, Trudeau & Co ganz rasch wieder zu erstickten droht. Gibt man solchen Forderunge­n nach, dann haben die Mastermind­s des Terrors von Paris schon gewonnen. Denn es gehört zu ihrer Strategie, den Hass auf Schutzsuch­ende zu schüren – und so den Westen weiter zu spalten. Auf der Strecke bleiben dabei wieder einmal die Schwächste­n: die Flüchtling­e selbst.

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