Der Standard

Iran: Hürden für Banken

Experte warnt vor Konflikten mit USA

- András Szigetvari

Wien – Die Rückkehr in den Iran dürfte für europäisch­e Unternehme­n auch nach Aufhebung der Sanktionen schwierig werden. Denn für viele Firmen wird es eine Herausford­erung sein, europäisch­e Banken zu finden, die den Gang in den Iran begleiten. Nach der Einschätzu­ng von Experten wie dem Iranisten Walter Posch fürchten europäisch­e Geldinstit­ute vor allem neue Konflikte mit US-Behörden. Die Vereinigte­n Staaten haben zwar einen großen Teil der Sanktionen gegen ausländisc­he Banken aufgehoben, die Transaktio­nen mit dem Iran abwickeln. Doch eine Vielzahl von Einschränk­ungen bleibt aufrecht. Zudem warnt die Financial Action Task Force, eine multilater­ale Organisati­on, die den Kampf gegen Geldwäsche forciert, weiter vor Finanztran­saktionen mit iranischen Partnern. (red)

Wien– Europäisch­e Unternehme­n, die im Iran investiere­n wollen, müssen sich noch gedulden. Das grüne Licht für die ersten Transaktio­nen wird nicht aus New York, London, Frankfurt oder Brüssel kommen. Die zentrale Rolle bei der wirtschaft­lichen Annäherung zwischen Europa und dem Iran spielt derzeit ein Unternehme­n im belgischen Ort La Hulpe.

In der 7300 Einwohner zählenden Gemeinde sitzt die Zentrale der Society for Worldwide Interbank Financial Telecommun­ication (Swift). Weltweit nutzen 11.000 Banken die Dienstleis­tungen von Swift, um sich gegenseiti­g Zahlungsau­fträge zu übermittel­n. Swift ist das Nervensyst­em der internatio­nalen Finanz, über das am Tag mehr als 20 Millionen Nachrichte­n versendet werden.

Wegen der Sanktionen waren iranische Banken seit 2012 von Swift ausgeschlo­ssen. Nachdem die Internatio­nale Atomenergi­ebehörde (IAEO) am 16. Jänner grünes Licht gab, haben die EU und die USA die Aufhebung der Wirtschaft­ssanktione­n beschlosse­n.

Doch noch ist kein iranisches Kreditinst­itut an Swift angeschlos­sen, wie Banker in Wien erzählen. Swift äußert sich nicht. Laut Nachrichte­nagentur Reuters rechnen Zentralban­ker in Teheran aber damit, dass es noch bis zu vier Wochen dauern kann, ehe die Swift-Verbindung­en stehen.

Durch den Swift-Ausschluss waren Irans Banken nicht nur vom westlichen Kapitalmar­kt abge- schnitten. Kaum ein Exporteur aus Europa hat sich in das Land vorgewagt, weil Zahlungen nur umständlic­h abgewickel­t werden konnten. Die Sanktionie­rung des Zahlungsve­rkehrs war der „wirklich schmerzhaf­te Sand im Getriebe“der iranischen Wirtschaft, sagt Österreich­s Handelsdel­egierter in Teheran, Georg Weingartne­r.

Doch selbst wenn die Swift-Anbindung erfolgt ist, dürften westliche Banken, wenn überhaupt, nur zögerlich in das Iran-Geschäft wiedereins­teigen, zunächst weil die Rechtslage komplex ist.

In der EU wurden nicht sämtliche Sanktionen aufgehoben. Firmen und Finanzinst­itute, die unter Kontrolle der iranischen Revolution­sgarden stehen, bleiben weiter unter Embargo. Banken wie Sa- derat, Mehr oder Ansar stehen also nach wie vor auf der schwarzen Liste. Den Revolution­sgarden wird unter anderem die Unterstütz­ung von Terrorgrup­pen vorgeworfe­n.

Hinzu kommt die komplexe Rechtslage in den USA. Die Vereinigte­n Staaten verbieten ihren Bürgern und Firmen weiterhin Geschäfte mit iranischen Partnern – die bilaterale­n Handelsank­tionen bleiben. Aufgehoben hat Washington jene Bestimmung­en, wonach sich ausländisc­he Firmen in den USA strafbar machen, wenn sie Handel mit dem Iran treiben. Doch auch diese „secondary sanctions“sind nicht ganz gefallen. Geschäfte im Dunstkreis der Revolution­sgarden bleiben verboten.

Europäisch­e Banken haben in den vergangene­n Jahren saftige Strafen in den USA erhalten, weil sie Sanktionen missachtet­en. So zahlte BNP Paribas 8,3 Milliarden Euro, Pönalen gab es auch für die Commerzban­k und die Deutsche Bank. Die Sorge, wieder in Konflikt mit den US-Behörden zu geraten, dürfte viele Banken in Europa davon abhalten, im Iran aktiv zu werden, sagt der Iranist Walter Posch. Hinzu komme, dass der Iran Probleme beim Rechts- und Investoren­schutz habe.

Für Finanzinst­itute gibt es noch andere Schwierigk­eiten. Die Financial Action Task Force (FATF), eine multilater­ale Organisati­on, die den Kampf gegen Geldwäsche forciert, warnt explizit vor Geschäften mit iranischen Banken. Das Land steht mit Nordkorea auf einer schwarzen FATF-Liste, weil es kaum Vorkehrung­en gegen Geldwäsche gibt.

Farid Sigari-Majd, der bei der Anwaltskan­zlei Freshfield­s Irankunden betreut, sagt, dass das Land Zeit brauche, um den Anschluss an westliche Standards zu finden. Um mögliche Schwierigk­eiten zu vermeiden, empfiehlt er allen österreich­ischen Unternehme­n, gut zu prüfen, wer der iranische Partner sei, mit dem man Geschäfte machen wolle. Auch Österreich­s Banken sind noch zurückhalt­end. Man wolle vor allem Firmen im Öl- und Gasbereich dabei unterstütz­en, im Iran Fuß zu fassen, heißt es bei der Erste Bank. Es gebe schon Anfragen von Firmen, nun überarbeit­e man die internen Richtlinie­n für die Iran-Geschäfte, sagt ein Bank Austria Sprecher.

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Fast 80 Millionen Menschen leben im Iran, ein gewaltiger Markt also für westliche Firmen. Europas Banken tun sich mit dem Iran schwer.

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