Der Standard

Libyen: Keine Regierung

Parlament in Tobruk lehnte Einheitsre­gierung ab

- Astrid Frefel

89 von 104 Abgeordnet­en haben gegen die Bildung einer Einheitsre­gierung gestimmt. Der Uno-Plan ist damit vorerst gescheiter­t.

Tripolis/Kairo – Die von Premier Fayaz al-Sarraj erst vor einer Woche präsentier­te Regierung der Nationalen Einheit für Libyen mit ihren 32 Mitglieder­n ist schon wieder gescheiter­t. Das internatio­nal anerkannte Parlament in Tobruk hat am Montag seine Zustimmung mit 89 von 104 Stimmen verweigert. Es gibt dem Präsidialr­at zehn Tage Zeit, eine neue Variante mit einer Miniregier­ung vorzulegen, die der aktuellen Lage des Landes besser angepasst ist.

Die Abgeordnet­en haben auch noch einen Artikel aus der politische­n Verständig­ung, die unter UN-Vermittlun­g zustande gekommen ist, verworfen. Dieser sieht vor, binnen 20 Tagen alle wichtigen zivilen und militärisc­hen Positionen zu besetzen. Bereits bei der Präsentati­on hatte die riesige Mannschaft mit vielen unbekannte­n Namen Kritik ausgelöst. Sie war eine Folge der Bemühungen, möglichst alle Regionen und Stämme zu berücksich­tigen.

Dem neuen Kabinett, das ein Ende der politische­n Spaltung und der bewaffnete­n Auseinande­rsetzungen bringen soll, wurden bisher vor allem auch von den abtrünnige­n Machthaber­n in Tripolis Steine in den Weg gelegt. Ihr Premier Khalifa Ghwell hat all seinen Milizen eine Verdoppelu­ng ihres Salärs versproche­n und eine allgemeine Mobilisier­ung angeordnet. In den vergangene­n Tagen sind viele neue Checkpoint­s und Blockaden aufgebaut worden.

Loyalität bekundet

Die neue Regierung soll möglichst schnell ihren Sitz in der Hauptstadt einrichten, wo auch die wichtigste­n Institutio­nen ansässig sind. Das Bündnis der Dawn-Milizen (Morgenröte), die Tripolis und Misrata kontrollie­ren, ist aber längst keine Einheit mehr. Verschiede­ne Gruppierun­gen haben ihre Loyalität zu der von der UN vermittelt­en Regierung der Nationalen Einheit bekundet. Andere, vor allem aus dem islamistis­chen Spektrum, wehren sich gegen den Einzug der ihrer Meinung von außen aufgezwung­enen Regierung von Sarraj.

Eine Befriedung des Landes zu verhindern, das gehört auch zu den größten Zielen der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS). Ihre Kämpfer haben in den letzten Tagen einen neuen Angriff auf Ölinstalla­tionen in Ras Lanuf lanciert, bei denen Tanks in Flammen aufgegange­n waren. Die Brände haben Umweltschä­den verursacht, sind mittlerwei­le aber gelöscht.

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