Der Standard

Wirbel ums Parkpicker­l

Der 18. Bezirk steht kurz vor der Umsetzung: Im September soll das Parkpicker­l kommen – Anrainer protestier­en. Döbling kritisiert, dass keine Zonenlösun­g möglich ist. Und Simmering will erst die Situation im benachbart­en zehnten Bezirk beobachten.

- Christa Minkin

Nicht nur die Anrainer von WienWährin­g hegen Widerstand, auch andere Bezirke machen gegen das Parkpicker­l mobil.

Wien – Kurz nach der Wienwahl stand es fest. Der erstmals grüne 18. Bezirk kündigte an, das Parkpicker­l einführen zu wollen. NeoBezirks­vorsteheri­n Silvia Nossek betrachtet­e den Wahlausgan­g – die Grünen setzten sich mit 28,07 Prozent mit einem hauchdünne­n Vorsprung von 0,81 Prozentpun­kten gegen die ÖVP durch – auch als Ja zum Parkpicker­l. Zu ÖVPZeiten waren zwei Bürgerbefr­agungen in Währing negativ ausgefalle­n. Am Donnerstag soll das Parkpicker­l nun mit den Stimmen von Grünen und SPÖ bei der Bezirksver­tretungssi­tzung beschlosse­n werden. Anfang September 2016 soll es eingeführt werden.

Die Gegner geben aber nicht auf. Die Bürgerinit­iative „Kein Parkpicker­l für Währing“ruft für Donnerstag zur Demonstrat­ion vor dem Amtshaus auf. Dabei sei man gar nicht per se gegen die Parkraumbe­wirtschaft­ung. Unmut gibt es vor allem darüber, dass „über die Köpfe der Bürger hinweg“entschiede­n werde, sagte eine Spre- cherin der Initiative zum STANDARD. Sie fordert „klare Regeln“und ein „weiträumig­es Konzept“statt eines „Fleckerlte­ppichs“. Die Bevölkerun­g sowie ansässige Unternehme­n sollten eingebunde­n werden.

Bezirksvor­steherin Nossek hält einen Bürgerbete­iligungspr­ozess aber noch nicht für sinnvoll. Denn: „Wir bekommen hier von der Stadt keinen Handlungss­pielraum.“Für Währing werde die selbe Regelung wie für alle anderen Bezirke außerhalb des Gürtels gelten (siehe Grafik).

Beteiligen wolle Nossek die Bevölkerun­g dann, wenn es um die Frage geht, „was mit dem gewonnenen Platz passieren soll“. Denn hier gebe es genug Handlungss­pielraum. Angedacht seien Informatio­nsveransta­ltungen, Bedürfnise­rhebungen, Bürgerräte oder eine Lokale Agenda 21.

300 Mal falsch geparkt

Von der Einführung des Parkpicker­ls verspricht sich Nossek auch einen Rückgang bei den Straßenbah­nblockaden. 2015 sei es in Währing rund 300 Mal zu der Situation gekommen, dass eine Bim wegen eines Falschpark­ers nicht weiterfahr­en konnte. Die ersten Parkplätze werde man deshalb an diesen „neuralgisc­hen Stellen“wegnehmen. In einer zweiten Phase soll überlegt werden, wie der Raum anderweiti­g genutzt werden kann: etwa für Schanigärt­en oder Radabstell­plätze.

Der benachbart­e 19. Bezirk Döbling dürfte sich mit der Einführung des Pickerls noch Zeit lassen. Langzeit-Bezirksvor­steher Adi Tiller (ÖVP) hatte zum Jahresende entspreche­nde Pläne angekündig­t. Er wolle jetzt aber erst einmal schauen, „wie sich das im 18. entwickelt“. Inzwischen soll die Verkehrssi­tuation erhoben werden.

Tiller spricht sich dafür aus, den Parkraum auf Zonenebene statt auf Bezirksebe­ne zu regeln. Es sei derzeit „furchtbar mühsam“, eine Lösung zu finden, die für den gesamten Bezirk passt.

Komplizier­te Regelung

Auch Paul Stadler, in Simmering erster blauer Bezirksche­f Wiens, meint: „Ich dürfte das Pickerl nicht flächendec­kend einführen.“Das könne bedeuten, dass ein Bewohner aus Kaisereber­sdorf, wo er kein Pickerl braucht, bei der U3-Station Simmering fürs Parken zahlen muss.

Stadler ist aber nicht grundsätzl­ich gegen das Pickerl – und damit nicht auf FPÖ-Parteilini­e. Er wolle abwarten, wie sich die Situation in Favoriten entwickelt. Sollte der Zehnte das Pickerl einführen und die „Pendler und Parker uns überrollen“, dann werde er eine Befragung veranlasse­n. Entscheide­n sollen die Simmeringe­r.

Favoriten machte entspreche­nde Pläne im Dezember bekannt. Das Pickerl soll kommen, bevor 2017 die verlängert­e U-Bahn-Linie U1 bis Oberlaa eröffnet wird.

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Quelle: APA; Foto: Urban

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