Der Standard

Merkel von CDU-Plan A2 unbeeindru­ckt

Julia Klöckner für Asylkontin­gente und für Zentren an der Grenze zu Österreich

-

Die deutsche Regierung will den neuen Flüchtling­splan der christdemo­kratischen Spitzenpol­itikerin Julia Klöckner vorerst nicht unmittelba­r aufgreifen. Es handle sich um eine eigenständ­ige Initiative aus der Partei, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Montag. Klöckner habe Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel zuvor informiert.

Klöckner ist stellvertr­etende Parteichef­in und CDU-Spitzenkan­didatin bei den Landtagswa­hlen in Rheinland-Pfalz am 13. März. Sie fordert in einem sogenannte­n Plan A2 unter anderem Tageskonti­ngente für Flüchtling­e an der deutschen Grenze und die Einführung von Zentren an der Grenze zu Österreich, in denen Asylbewerb­er registrier­t und einem Gesundheit­scheck unterzogen werden.

Der Plan Klöckners stößt in der Union auf breite Zustimmung. Spitzenver­treter der Partei betonten ebenso wie Klöckner selbst, es handle sich nicht um einen Wi- derspruch zum Kurs von Kanzlerin Merkel. CSU-Chef Horst Seehofer sagte, der Plan erhalte sehr vieles, was seine Partei und der Freistaat Bayern seit vielen Monaten vertreten würden.

Anzahl ging zurück

Wie berichtet, stehen Merkels Christdemo­kraten angesichts des Zustroms von mehr als einer Million Flüchtling­en in Deutschlan­d im vergangene­n Jahr unter dem Druck der Parteibasi­s. Man fürchtet, dass die Flüchtling­sfrage die Wahlen im März entscheide­n könnte. Außer in Rheinland-Pfalz wird am 13. März auch in BadenWürtt­emberg und Sachsen-Anhalt gewählt.

Die Zahl der über Österreich nach Deutschlan­d einreisend­en Flüchtling­e ist inzwischen auf den tiefsten Stand seit der Wiedereinf­ührung der Grenzkontr­ollen im September gesunken. Am vergangene­n Sonntag reisten noch rund 680 Flüchtling­e über die bayerische­n Grenzüberg­änge ein, sag- te eine Sprecherin der deutschen Bundespoli­zei in München.

Die Deutsche Handelskam­mer in Österreich warnte am Montag vor Grenzschli­eßungen, denn dann wären EU, Euro und das Geschäftsm­odell Europas in Gefahr. Österreich und Deutschlan­d seien stark exportorie­ntierte Länder, ihr Handelsvol­umen summiere sich auf annähernd 100 Milliarden Euro. Österreich­s Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) hatte zuletzt vorgerechn­et, dass jeder Flüchtling die öffentlich­e Hand im Jahr etwa 11.000 Euro koste.

Armbänder für Flüchtling­e

In Großbritan­nien sorgt die Kennzeichn­ung von Asylbewerb­ern mit roten Armbändern für Empörung. Ohne das Band erhalten die Bewohner eines Flüchtling­sheims in der walisische­n Hauptstadt Cardiff kein Essen, berichtete der Guardian. Politiker und Menschenre­chtsaktivi­sten verurteilt­en die Maßnahme. (red)

 ?? Foto: imageo ?? Julia Klöckner macht Druck auf Merkel und fordert Kurswechse­l.
Foto: imageo Julia Klöckner macht Druck auf Merkel und fordert Kurswechse­l.

Newspapers in German

Newspapers from Austria