Der Standard

Präsidents­chaftskand­idaten liebäugeln mit Obergrenze

Wahlkampfk­ostenbesch­ränkung und Fairnessab­kommen von allen Kandidaten gewünscht

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Wien – Eine Obergrenze soll auch im Präsidents­chaftswahl­kampf eine Rolle spielen – eine für Wahlkampfk­osten. Alle bisher bekannten Kandidaten können sich ein Limit vorstellen, wie hoch dieses sein soll, darüber gibt es unterschie­dliche Interpreta­tionen.

Der Vorstoß kam von Irmgard Griss, ihr Wahlkampf ist spendenfin­anziert. Die ehemalige Präsidenti­n des Obersten Gerichtsho­fs fordert eine Kostengren­ze von einer Million Euro. Der grüne Präsidents­chaftskand­idat Alexander Van der Bellen kann dem Vorschlag etwas abgewinnen, setzt die Grenze höher an – bei 2,5 Millionen Euro. Die Regierungs­par- teien dürften mehr Geld zur Verfügung haben, ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er würde die Kosten für den Wahlkampf von Andreas Kohl zwischen drei und vier Millionen limitieren. Ähnlich formuliert­e es SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfe­r bei seiner Antrittspr­essekonfer­enz, wie hoch die Grenze genau sein soll, will sein Wahlkampft­eam noch festsetzen.

Gesprächsb­edarf gibt es auch noch beim Fairnessab­kommen: Dass es eines geben soll, darüber sind sich die Kandidaten einig. Wie es aussehen soll, ist noch unklar. Hundstorfe­r und Kohl sind gesprächsb­ereit, wollen aber warten, bis alle Kandidaten feststehen.

SPÖ-Kampagnenl­eiter Nedeljko Bilalic will sich in den kommenden 14 Tagen mit den anderen Wahlkampft­eams treffen und ein Abkommen vereinbare­n.

Emeritiert­er Schiedsric­hter

Im Wahlkampf 2004 gab es erstmals ein Fairnessab­kommen zwischen Heinz Fischer und der damaligen ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner. Ein Schiedsger­icht mit einem unabhängig­en Vorsitzend­en war die moralische Instanz über den Wahlkampf. Geleitet wurde es vom ehemaligen Verfassung­shofgerich­tspräsiden­ten Ludwig Adamovich. Der frühere Höchstrich­ter wurde noch nicht gefragt, ob er diese Funktion wieder ausüben möchte. „Darüber will ich mir nicht den Kopf zerbrechen“, sagt er im STANDARD- Gespräch. Ausschließ­en möchte der 83-Jährige aber nichts. Dennoch sei es eine völlig andere Konstellat­ion, da nicht nur zwei Kandidaten antreten, erklärt Adamovich.

Dass der Vorsitz wieder von einem „überpartei­lichen, hochrangig­en, emeritiert­en Juristen“ausgeübt werden könnte, vermutet Josef Kalina, SPÖ-naher Kommunikat­ionsberate­r. Das habe sich in der Vergangenh­eit bewährt. Wer das sein könnte, darüber will Kalina nicht spekuliere­n. (mte)

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