Die Tradition und ihr Gegenentwurf
Die Denver Broncos und die Carolina Panthers spielen am 7. Februar um die 50. Super Bowl. Der legendäre Quarterback Peyton Manning trifft auf Cam Newton, dem die Zukunft gehört – weil er den Job neu interpretiert.
Denver – Also sprach Tom Brady: „Wenn du Quarterback bist, musst du das hinnehmen.“Im spannenden, aber nicht sonderlich hochklassigen Halbfinale vor 80.000 Zuschauern war die 18:20-Niederlage der New England Patriots bei den Denver Broncos verdient, wobei der geschlagene Titelverteidiger der Selbstkritik nicht abgeneigt war. „Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass ich meinen Job nicht gemacht habe“, sagte Brady.
Kein Wort verlor der Superstar über die schlechte Arbeit seiner Beschützer, die dazu führte, dass er kaum Zeit für Würfe hatte und ungewöhnlich oft zu Boden gerissen wurde. 23 Hits kassierte Brady, auch vier Sacks, die Höchststrafe. Sein gefürchteter Wurfarm funktionierte nicht wie gewohnt, 17 Sekunden vor Schluss gelang Brady sein einziger TouchdownPass auf Rob Gronkowski. Doch der Versuch, für weitere zwei Punkte noch einmal in die Endzone zu kommen, missglückte wenige Augenblicke später.
Die schwierige Aktion wäre ohne den Ausrutscher von Stephen Gostkowski gar nicht nötig gewesen. Der Kicker, eigentlich eine Maschine, wenn es um den Extrapunkt nach einem Touchdown geht, setzte den Ball Ende der ersten Hälfte tatsächlich daneben, erstmals nach 523 (!) erfolg- reichen Schüssen. Hätte er getroffen, hätte er mit der letzten Aktion für den Ausgleich sorgen können, was ihm verwehrt blieb. Brady verspielte seine siebente Teilnahme am Spektakel Super Bowl, auch die Chance auf den fünften Meisterring, und er verlor das 17. Legendenduell mit Peyton Manning. Der Spielmacher der Broncos darf am 7. Februar beim Jubiläum in Santa Clara, Kalifornien, nach der Vince Lombardi Trophy greifen. Es ist die 50. Super Bowl.
Manning (39) war besser als Brady (38), eine Glanzleistung zeigte aber auch er nicht, immerhin führten zwei seiner Pässe zu Touchdowns. 2007 Champion mit den Indianapolis Colts, wird er gegen die Carolina Panthers und Gegenstück Cam Newton aber mehr bringen müssen. Denn das beste Team der Hauptrunde überrannte die Arizona Cardinals im zweiten Halbfinale mit 49:15.
„Dieser Sieg schmeckt süß“, sagte Manning. Denver steht zum achten Mal im Endspiel und peilt nach 1998 und 1999 den dritten Titel an. Manning gelang es als erstem Quarterback, zwei Teams je zweimal ins Endspiel zu führen. 2007 hatte er mit den Indianapolis Colts gewonnen, 2010 (Colts) und 2014 (Denver) jeweils verloren. Manning will den bisher schlechtesten Grunddurchgang seiner Karriere vergessen machen.
Geduld zahlt sich aus
Erst Anfang des Monats war der 39-Jährige nach einer siebenwöchigen Pause wegen einer Fußverletzung zurückgekommen. „Ich habe versucht, geduldig zu bleiben“, sagte Manning, der Quarterback mit den meisten Yards und den meisten Touchdown-Pässen. Nun wird er auch der älteste Spielmacher, der ein Team in die Super Bowl geführt haben wird. Bisher war dies John Elway, aktueller General Manager von Denver, der die Broncos 1999 als 38-Jähriger zum Triumph passte und zurücktrat.
Die Wettbüros erklärten Carolina zum hochhaushohen Favoriten. Angeführt vom fulminanten Cam Newton, hatte Carolina mit den Gästen aus Arizona Spaß. Der 26-jährige Newton gilt als erster Anwärter auf die MVP-Auszeichnung, die der wertvollste Spieler der Saison erhält. „Was soll ich über Cam sagen? Das ist seine Welt. Er ist der MVP. Ich nenne ihn Obama“, sagte Panthers-Routinier Charles Johnson.
Gegen Arizona zeigte Newton einmal mehr die Palette seiner Fähigkeiten, bereitete zwei Touchdowns vor und trug das Ei zweimal selbst in die Endzone. „Ich will kein Lob, das war ein TeamSieg“, sagte Newton. Der 1,96 m große Modellathlet ist eine Art Gegenentwurf zu Manning: ein athletischer Quarterback moderner Prägung, der nicht nur mit seinem Arm, sondern auch mit seinen flinken Beinen als Läufer gefährlich ist. Manning: „Ich will es ein letztes Mal wissen.“(sid, red)