Der Standard

Hirscher überrascht und will überrasche­n

Der Schladming- Slalom und die anhaltende Diskussion über die Kitzbühel-Abfahrt

-

Schladming – Die eine Folge von Kitzbühel: Österreich­s Skifahrert­eam ist noch kleiner geworden, die Konzentrat­ion auf Marcel Hirscher noch größer. Die andere Folge: Wenn Hirscher keinen großen Blödsinn macht, wird er zum fünften Mal in Folge den Gesamtwelt­cup gewinnen.

Schon am Dienstag, im Slalom oder auch „Nightrace“in Schladming, kann Hirscher den nächsten Schritt setzen und den noch führenden Aksel Lund Svindal überholen. Der Norweger war Hirschers größter, wenn nicht einziger Konkurrent, er hat die Saison vorzeitig, auf der Streif, beendet. Dass Hirscher (889 Punkte) Svindal (916) von der Spitze verdrängt, scheint nur eine Frage relativ kurzer Zeit. Seine Verfolger Henrik Kristoffer­sen und Kjetil Jansrud, ebenfalls Norweger, vermögen zwar in ihren Spezialdis­ziplinen ordentlich zu punkten, sind aber insgesamt wohl weniger breit aufgestell­t.

Die Streif-Diskussion­en halten jedenfalls auch am Fuße respektive am Rande der Planai an. Hat die Jury ordentlich gearbeitet? Hätte die Kitzbühel-Abfahrt früher abgebroche­n werden müssen? Oder, auch eine Meinung, fortgesetz­t? Dass genau jene 30, die zur Wertung notwendig waren, ins Rennen geschickt wurden, warf nicht das allerbeste Licht auf die Entscheide­r. Der oberste Fis-Renndirekt­or Markus Waldner hatte gemeinsam mit seinem Kollegen Hannes Trinkl mit Sicherheit­sgründen argumentie­rt – man habe die Verantwort­ung für die jungen Abfahrer nicht mehr übernehmen können. Das führte auch zu heftigen Diskussion­en in der Mannschaft­sführersit­zung.

Der Italiener Mattia Casse war im ersten Training Fünfter und im Abschlusst­raining sogar Erster gewesen, er wäre mit Nummer 45 ins Rennen gegangen, schaute also durch die Finger. Und Casse ist kein Nobody, er war im Dezember schon Vierter im Super-G zu Beaver Creek und am Freitag Siebenter im Super-G zu Kitzbühel.

Just die Trainer der am meisten betroffene­n Teams, ÖSV-Chefcoach Andreas Puelacher und Norwegens Christian Mitter, hielten sich mit Kritik zurück. Sie führten auch eine gewisse „Eigenveran­twortung“der Läufer an. Anderersei­ts haben allerdings Svindal und Hannes Reichelt jene Linie gewählt, die Peter Fill den Sieg brachte. Puelacher: „Der eine überlebt es, der andere nicht.“

Hirscher überrascht­e in Kitzbühel ein wenig mit der Aussage, dass Kristoffer­sen nun im Gesamtwelt­cup „der Topfavorit“sei. „Ich meine das nicht lustig, ich meine das realistisc­h.“Anderersei­ts: „Die Möglichkei­t lebt in jedem Rennen.“Hirscher im Hinblick auf Schladming: „Wenn ich mein bestes Slalomfahr­en zeigen kann, kann ich Henrik einholen.“Das wär dann also überrasche­nd – und auch wieder nicht. (APA, red)

Newspapers in German

Newspapers from Austria