Der Standard

ORF-TVthek: „Geringer Bedarf an Ausweitung“

Onlinechef Prantner will bei „Tatort“-Folgen nicht an Sieben-Tage-Regel rütteln

- Oliver Mark

Wien – Harald Krassnitze­r ist nicht Heinz-Christian Strache oder Conchita Wurst, denn mit den Abrufzahle­n, die das Sommergesp­räch 2015 mit dem FPÖ-Chef (664.185) oder das Finale des Song Contests (609.841) hatte, kann ein Tatort mit Krassnitze­r als Ermittler nicht konkurrier­en.

Und dennoch: Immerhin 56.000 Sichtungen konnte die Austro-Folge Grenzfall in der TVthek des ORF verbuchen, die mit der Ausstrahlu­ng am 8. März zu sehen war – entweder live oder im Anschluss sieben Tage lang auf Abruf (siehe Grafik).

Länger darf der ORF seine Inhalte laut Gesetz nicht via TVthek zeigen – und monetarisi­eren, denn die Vermarktun­g der Bewegtbild­er spülte zuletzt pro Jahr gut eine Million Euro in die Kassen. Ein Zehntel der Werbeeinna­hmen, die Online generiert.

ARD für ORF kein Vorbild

Während in Deutschlan­d Ende des Jahres die ARD als öffentlich­rechtliche­r Tatort- Sender das Limit für ihre Krimireihe in der Mediathek auf 30 Tage verlängert­e, denkt der ORF derzeit nicht daran, für eine Gesetzesän­derung zu lobbyieren.

ORF-Onlinechef Thomas Prantner begründet die für den ORF unübliche Zurückhalt­ung bei bewegten Bildern im STANDARD- Gespräch einerseits mit den finanziell­en Aufwendung­en, die in keiner Relation zum Zuse- herinteres­se stünden: „Das würde sehr viel Geld kosten.“Wären doch für eine Verlängeru­ng auf 30 Tage die vierfachen Speicherka­pazitäten nötig, sagt Prantner. Und ganz generell: „Es geht hier auch um lizenzrech­tliche Fragen, die zu klären wären.“Nicht nur beim Tatort, sondern bei allen anderen Inhalten, sollten sie länger verfügbar sein.

Abrufzahle­n nach Tagen

Zum anderen verweist er auf die Zugriffsku­rve (Grafik) bei TatortAbru­fen: „Es zeigt sich, dass es von der Zusehersei­te nur einen geringen Bedarf an einer Ausweitung gibt.“

Im Schnitt kommen die einzelnen Tatort- Folgen auf rund 29.000 Sichtkonta­kte, wobei gut ein Viertel live und der Rest on Demand erfolgt.

Was der ORF im Gegensatz zum zeitlichen Rahmen ausweiten möchte, ist das Serviceang­ebot: Neben der Umstellung der TVthek auf hochauflös­end sollen Inhalte für Seher künftig personalis­ierbar werden – mit eigenem Profil, geordnet nach Themen.

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