Der Standard

Mythos Schengen-Rauswurf

- Thomas Mayer

Johanna Mikl-Leitner hat ein Problem. Ein Kommunikat­ionsproble­m. Die Innenminis­terin spricht in der Krise der Flüchtling­spolitik oft richtige Dinge an, echte Probleme. Aber im Bestreben, sich als konservati­ve Hardlineri­n bzw. rechte Hüterin von Recht und Ordnung zu profiliere­n, vergreift sie sich (zu) oft in Ton und Formulieru­ng.

Das führt dazu, dass das Gesagte geradezu ins Gegenteil des von ihr offensicht­lich Gemeinten kippt. Ein treffendes Beispiel war ein Interview im Vorfeld des EU-Innenminis­tertreffen­s von Amsterdam. Dort drehte sich alles um den besseren Schutz der EU-Außengrenz­e; vor allem darum, was die Mitgliedst­aaten des Schengenra­umes tun können, wenn ein Land die gemeinsame Grenze nicht ausreichen­d im Griff hat. Dieses Problem stellt sich seit Monaten vor allem in Griechenla­nd beziehungs­weise der Türkei.

Die ÖVP-Politikeri­n brachte ins Spiel, „dass man auch über den vorübergeh­enden Ausschluss Griechenla­nds aus dem Schengenra­um offen diskutiere­n muss“. Das ist Unsinn. Einen solchen „Ausschluss“sehen die EU-Verträge nicht vor. Es ist genauso wie in der Währungsun­ion.

Richtig ist, dass derzeit in Ländern befristete und „vorübergeh­ende“Kontrollen von Grenzen eingeführt werden können, bis wieder der Normalzust­and einkehrt. Das ist etwas ganz anderes. Solche Unschärfen darf sich eine Innenminis­terin einfach nicht leisten. Sie sind symptomati­sch für die Flüchtling­sdebatte, nicht nur bei Mikl-Leitner.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria