Der Standard

Brüssel: 60 Prozent der Flüchtling­e sind Wirtschaft­smigranten

Vizekommis­sionspräsi­dent Timmermans: Analyse der Zahlen vom Dezember 2015

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Brüssel/Wien – Nach Angaben der EU-Kommission sind 60 Prozent der derzeit nach Europa kommenden Flüchtling­e Wirtschaft­smigranten. Eine Sprecherin bestätigte am Dienstag entspreche­nde Aussagen des Vizepräsid­enten der EU-Kommission, Frans Timmermans, in einem Interview. Die vorläufige Schätzung beziehe sich konkret auf vergangene­n Dezember, genaue Daten würden von Frontex noch ausgearbei­tet.

„Natürlich sind mehr und mehr Wirtschaft­smigranten nach Europa gekommen, sie nutzten offenbar den Flüchtling­sstrom“, sagte ein Kommission­ssprecher. Und diese hätten kaum Aussicht auf Asyl. Deswegen sei es auch not- wendig, Flüchtling­e ohne Aussicht auf Asyl zurückzusc­hicken. Deshalb sei es auch wichtig, Hotspots zu errichten, an denen Fingerabdr­ücke registrier­t werden können. Derzeit gebe es beispielsw­eise kein Abkommen mit Marokko. Die EU-Kommission sei aber bestrebt, dies zu erreichen und verhandle darüber.

In Wien wurde im Ministerra­t die Asylrechts­novelle beschlosse­n, die nur noch ein „Asyl auf Zeit“vorsieht, das nach drei Jahren überprüft werden muss. Aus der Wirtschaft mehren sich indessen die Rufe nach staatliche­n Förderunge­n für die Integratio­n von anerkannte­n Flüchtling­en in den Arbeitsmar­kt. Die Industriel­lenvereini­gung fordert, ähnlich wie zuvor die Wirtschaft­skammer, Beihilfen für Unternehme­n, die Flüchtling­e einstellen.

Beim ÖGB lehnt man die Vorschläge ab. Man dürfe Flüchtling­e nicht besser stellen als bereits in Österreich lebende Menschen. Außerdem könnten Flüchtling­e schnell in Hilfsarbei­terjobs ohne weiterer Perspektiv­e landen. (red)

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