„Sie fühlen sich ausgeschlossen“
Republikanischer Insider: US-Wähler sehen sich verraten
Wien – Er sei befangen, hält Ramesh Ponnuru gleich zu Beginn des Gesprächs fest, wenn es um die republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten geht. Seine Frau April arbeitet für die Kampagne von Jeb Bush, mit Ted Cruz ist er seit Studententagen befreundet. Und wenn nun noch Michael Bloomberg ins Rennen gehe, dann müsse er einen weiteren Disclaimer hinzufügen. Denn für dessen Bloomberg View schreibt der Kenner republikanischer Befindlichkeiten eine Kolumne.
Trotzdem müsse er eingestehen: Donald Trump habe als einziger Kandidat der Republikaner die Stimmung im Land erkannt. „Die Menschen sind sauer, und das schon seit Jahren.“Viele seien mit vielem nicht einverstanden, vor allem aber mit der wirtschaftlichen Lage. „Die Leute haben den Eindruck, es sei noch nie so leicht gewesen, aus der Mittelklasse abzusteigen. Und noch nie so schwer aufzusteigen“. Weil Trump als Einziger diese Stimmung anspreche, brauche er kaum konkrete Lösungen anbieten. „Er muss nur sagen, Politiker aller Seiten seien inkompetent und schwach, er selbst aber habe einen fantastischen Plan für den Aufstieg, der das Land wieder stark und großartig machen werde.“
Dennoch sehe er Trumps Chancen noch immer skeptisch. In Umfragen werde er vermutlich überschätzt – seine Unterstützer entstammten Schichten, die oft nicht zur Wahl gingen. „Nur etwa die Hälfte der republikanischen Wähler hält ihn für einen akzeptablen Kandidaten.“
Klar sei aber, dass sich die Eliten von großen Schichten der Wählerschaft entfernt hätten. Paradebeispiel sei die Immigration: Eine Minderheit aller Wähler sei für mehr Einwanderung. Trotzdem seien bis zu Trumps Antritt alle republikanischen Kandidaten genau dafür eingetreten. „Die Leute hatten den Eindruck, sie würden ausgeschlossen. Dass eine Debatte über dieses Thema niedergehalten werden sollte.“Und bis zu einem gewissen Grad gingen die Interessen von Geldgebern und Wählern ja auch auseinander, sagt Ponnuru: „Die Spender sehen sich natürlich nicht als Konkurrenten, sondern als Arbeitgeber gering qualifizierter Einwanderer.“pLängere Version: dSt.at/USA