Der Standard

Bildungsre­form in der Warteschle­ife

SPÖ und ÖVP brauchen vermutlich zumindest für Teile der Bildungsre­form, die mit den Ländern vereinbart wurde, Partner im Parlament. Grüne und FPÖ haben aber je eigene Bedingunge­n – und auch von einigen ÖVP-Ländern kommt Widerstand.

- Lisa Kogelnik, Lisa Nimmervoll

Wien – Für ÖVP-Klubchef Lopatka ist die Sachlage eindeutig: Der Beschluss für Modellregi­onen zur Gesamtschu­le kann auch nur mit den Stimmen der Regierungs­parteien SPÖ und ÖVP beschlosse­n werden. Das würden auch die Rechtsexpe­rten des Klubs bestätigen. „Wenn die Grünen nicht mitstimmen wollen, dann eben nicht“, sagte er am Dienstag im STANDARD- Gespräch. Für den Beschluss der geplanten Bildungsdi­rektionen habe er schon erste Gespräche mit der FPÖ geführt. „Hier gibt es keine unüberbrüc­kbaren Hinderniss­e.“

Heute, Mittwoch, treffen sich Vertreter von SPÖ und ÖVP, um auf technische­r Ebene weiter über die im November vorgelegte­n Pläne für die Bildungsre­form zu verhandeln. Zweieinhal­b Monate nach der Einigung der Bildungsre­formkommis­sion ist noch vieles offen. Vor allem bei den Modellregi­onen spießt es sich. Es ist geplant, dass pro Bundesland 15 Prozent der Schüler und der Standorte einer Schulart die Gesamtschu­le testen können.

Bisher schien klar, dass SPÖ und ÖVP für die Umsetzung eine Zweidritte­lmehrheit und damit Grüne oder FPÖ brauchen. Verfassung­sjurist Bernd-Christian Funk sagt nun in der Presse, dass ein Beschluss von SPÖ und ÖVP ausreicht. Ihm widersprec­hen die Verfassung­srechtler Theodor Öhlinger und Heinz Mayer.

Harald Walser, Bildungssp­recher der Grünen, schließt es jedenfalls aus, dass seine Partei bei der Verwaltung­sreform zustimmt, wenn der Vorschlag für die Modellregi­onen nicht noch geändert wird. „Der Entwurf muss so aussehen, dass man Reform dazu sagen kann.“Und das gelte dann, wenn zumindest Vorarlberg als ganzes Bundesland eine Modellregi­on werden könne.

Das wiederum wäre für die FPÖ ein No-Go. „Alles, was in Richtung Gesamtschu­le geht, würden wir nicht unterstütz­en“, sagte FPÖBildung­ssprecher Walter Rosenkranz zum STANDARD, wobei auch aus Sicht des blauen Rechtsanwa­lts für die 15-Prozent-Variante ohnehin keine Verfassung­smehrheit nötig sei; sollte ganz Vorarl- berg umgewidmet werden, dann hingegen sehr wohl.

Die FPÖ sei grundsätzl­ich verhandlun­gsbereit, hat aber ein Problem. Rosenkranz hat „bis dato keinen Gesetzesen­twurf gesehen, nur Worthülsen, insofern ist das alles Kaffeesudl­esen“. Am ehesten zu haben wäre die FPÖ bei der Verwaltung­sreform: „Da können wir verhandeln. Die Abschaffun­g der Landesschu­lratsvizep­räsidenten und die Entparteip­olitisieru­ng durch das Ende der Kollegien stößt bei uns auf Zustimmung“, sagt Rosenkranz – will aber eine Mitsprache der Schulpartn­er auch in der neuen Verwaltung­sstruktur „hineinrekl­amieren“.

Entwurf nicht akkordiert

Aber auch in der Verwaltung­sfrage sind SPÖ und ÖVP noch uneins. Künftig sollen Bildungsdi­rektionen die Landesschu­lräte ersetzen – als neue „Bund-LänderBehö­rde“. Darüber hätte Bildungsmi­nisterin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) mit den Landeshaup­tleuten von Salzburg und Tirol, Wilfried Haslauer und Günther Platter, reden müssen, findet Lopatka. Die bisherigen Entwürfe würden nicht dem Verhandlun­gsergebnis der Reformkomm­ission entspreche­n, kritisiert Lopatka.

Im Bildungsmi­nisterium bettonte man auf STANDARD- Anfrage, dass der Entwurf der Einigung entspreche und man diese lediglich in Gesetzesfo­rm gegossen habe.

Im SPÖ-Klub sieht man hingegen vor allem das „Problem, dass die ÖVP intern uneinig ist, weil einige Länder wieder ausscheren. Sobald es eine einheitlic­he Linie der ÖVP gibt, kann es eine Verhandlun­gsrunde mit den anderen Parteien geben“, hieß es Dienstag auf STANDARD- Anfrage. Dabei sei mit Grünen und FPÖ zu reden, wird im roten Parlaments­klub der Alleingang Lopatkas in Richtung FPÖ kritisiert.

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