Schlachtruf in der Friedensstadt
Kritik an Feier der Grauen Wölfe in Linzer Volkshaus
Linz – Der türkischen Verein Avrasya gilt unter Experten als Vorfeldorganisation der antisemitischen, rassistischen Grauen Wölfe – und sorgt in Linz wiederholt für Ungemach im Linzer Rathaus.
Vor allem stand Stadtchef Klaus Luger (SPÖ) wegen seiner Kontakte zu Avrasya unter Beschuss. Mit einem Machtwort des roten Bundesparteivorstandes am 15. Jänner 2016 sollte eigentlich Ruhe in die heikle Angelegenheit kommen: Kein sozialdemokratischer Politiker dürfe Veranstaltungen von Avrasya unterstützen oder auch nur besuchen.
Doch auch ohne rote Ehrengäste sorgt der türkische Verein jetzt erneut für Wirbel: Am 20. Februar plant Avrasya, im Linzer Volkshaus Neue Heimat die blutige Schlacht von Çanakkale zu feiern. Im deutschsprachigen Raum ist sie als Schlacht von Gallipoli bekannt. 1915, also während des Ersten Weltkrieges, wollten Entente-Truppen die Dardanellen einnehmen. In langwierigen Kämpfen schlug das osmanische Heer sie zurück. Insgesamt wurden mehr als 100.000 Menschen getötet und 250.000 verwundet. „Noch nach 101 Jahren begehen die türkischen Ultranationalisten das furchtbare Gemetzel als ‚heroisches‘ Ereignis. Anstößig ist aber nicht nur der Inhalt der Veranstaltung, sondern auch ihr Ort: Das Volkshaus ist immerhin eine Einrichtung der Friedensstadt Linz“, kritsiert Robert Eiter, Sprecher des oberösterreichischen Antifa-Netzwerks.
Politisch ungeprüft
Die fragwürdige Feier in der städtischen Einrichtung steht für das Antifa-Netzwerk vor allem in einem klaren Widerspruch zum roten Bundesweisel. Eiter: „Die Überlassung eines Volkshauses für die pseudokulturell verbrämte Propaganda der Rechtsextremisten wäre eine massive Verletzung des SPÖ-Beschlusses.“
Aus dem Büro des für die Linzer Volkshäuser zuständigen Vizebürgermeisters Christian Forsterleitner (SPÖ) heißt es nur knapp, dass dieser über die besagte Feier „nicht informiert“war und es „ganz generell auch nicht Aufgabe des politischen Referenten ist, die Inhalte von VolkshausVeranstaltungen zu prüfen“.