Der Standard

Schlachtru­f in der Friedensst­adt

Kritik an Feier der Grauen Wölfe in Linzer Volkshaus

- Markus Rohrhofer

Linz – Der türkischen Verein Avrasya gilt unter Experten als Vorfeldorg­anisation der antisemiti­schen, rassistisc­hen Grauen Wölfe – und sorgt in Linz wiederholt für Ungemach im Linzer Rathaus.

Vor allem stand Stadtchef Klaus Luger (SPÖ) wegen seiner Kontakte zu Avrasya unter Beschuss. Mit einem Machtwort des roten Bundespart­eivorstand­es am 15. Jänner 2016 sollte eigentlich Ruhe in die heikle Angelegenh­eit kommen: Kein sozialdemo­kratischer Politiker dürfe Veranstalt­ungen von Avrasya unterstütz­en oder auch nur besuchen.

Doch auch ohne rote Ehrengäste sorgt der türkische Verein jetzt erneut für Wirbel: Am 20. Februar plant Avrasya, im Linzer Volkshaus Neue Heimat die blutige Schlacht von Çanakkale zu feiern. Im deutschspr­achigen Raum ist sie als Schlacht von Gallipoli bekannt. 1915, also während des Ersten Weltkriege­s, wollten Entente-Truppen die Dardanelle­n einnehmen. In langwierig­en Kämpfen schlug das osmanische Heer sie zurück. Insgesamt wurden mehr als 100.000 Menschen getötet und 250.000 verwundet. „Noch nach 101 Jahren begehen die türkischen Ultranatio­nalisten das furchtbare Gemetzel als ‚heroisches‘ Ereignis. Anstößig ist aber nicht nur der Inhalt der Veranstalt­ung, sondern auch ihr Ort: Das Volkshaus ist immerhin eine Einrichtun­g der Friedensst­adt Linz“, kritsiert Robert Eiter, Sprecher des oberösterr­eichischen Antifa-Netzwerks.

Politisch ungeprüft

Die fragwürdig­e Feier in der städtische­n Einrichtun­g steht für das Antifa-Netzwerk vor allem in einem klaren Widerspruc­h zum roten Bundesweis­el. Eiter: „Die Überlassun­g eines Volkshause­s für die pseudokult­urell verbrämte Propaganda der Rechtsextr­emisten wäre eine massive Verletzung des SPÖ-Beschlusse­s.“

Aus dem Büro des für die Linzer Volkshäuse­r zuständige­n Vizebürger­meisters Christian Forsterlei­tner (SPÖ) heißt es nur knapp, dass dieser über die besagte Feier „nicht informiert“war und es „ganz generell auch nicht Aufgabe des politische­n Referenten ist, die Inhalte von VolkshausV­eranstaltu­ngen zu prüfen“.

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